Cypress Hill – Skull & Bones :: Etwas nachgebessert und für die Eltern entschärft: Radikalos light
So ambitioniert, wie Cypress Hill rekordverdächtig dicke Tüten in jede verfügbare Kamera haken, könnte man meinen, sie wollten eine zweite Karriere als Grateful Dead-Klone starten. Zumal das Latino-Trio aus Los Angeles 1999 vollmundig angekündigt hatte, im Fahrwasser von Everlast und Limp Bizkit allmählich ins Rock-Lager abzudriften. Mitglieder von Rage Against The Machine, Downset, Korn und Fear Factory waren schon zur Judgement Night“-Party ins Studio eingeladen, als bei der Plattenfirma Columbia das „Stühlchen-wechsle-dich“ einsetzte.
Und plötzlich war eine reine Hardcore-Platte unerwünscht. Cypress Hill besserten nach und produzierten eifrig zusätzlichen 08/15-HipHop. Das passt ins Bild der Band, die seit 1993 stets „saubere“ Versionen von Alben wie „Black Sunday“ fabriziert, damit die problembewussten Eltern in Tipper Gores „Parent Music Resource Center“ keine allzu großen Schwierigkeiten mit ihren Herzkranzgefaßen bekommen. „Keepin‘ it reaL.“ hat man irgendwie anders in Erinnerung.
Wenn man sich den Schaden betrachtet, steht „Skull & Bones“ nun in einem wackligen Extrem-Spagat zwischen JRap…“ und „Rock Superstar“, den beiden Versionen der ersten Single. Als besonders rührselig erweist sich das Intro zu der HipHop-Variante, bei dem Eminem und Noreaga Auskunft über die schier unerträgliche Belastung ihrer Zunft geben („People just don’t see how much work is involved in this rap shit!“). Lord have mercy.
Keine Gnade kennt DJ Muggs. Mit Ausnahme des etwas beseelteren „Highlife“ verödet er die ausgetretenen Erfolgstrampelpfade von Cypress Hill auf den ersten beiden Dritteln ihres fünften Albums. Pseudo-innovativ stellt er neben all die Beat-Linien angemufft klingende Wave-Keyboards als zweite Rhythmus-Schiene. Das klingt ungefähr, als ob im Hintergrund eine alte Anne-Clark-Platte springt – und wurde schon Vorjahren von KRS-1 („Rapture“) und Khaleed eher erfolglos probiert.
Mit dem Danzig-düsteren Vorspiel zu „Valley Of Chrome“ kommt die Wende zum Guten: Die erste Hardcore-Nummer klingt noch nach der Preisklasse Bloodhound Gang, H-BlockX oder Mr. Ed Jumps The Gun. Wenn dann die Saitenzerschmetterer von Fear Factory zuschlagen, beginnt die Sache Spaß zu machen. Brad Wilk (Rage Against The Machine) treibt den näselnden B-Real und sein MC-Pendant Sen Dog beim knallharten „Can’t Get The Best Of Me“ zur Höchstleistung dieser Platte – das hätte auch der passende Titel für „Skull & Bones“ sein können. Denn auch die folgenden Krawallgitarren mit Rap-Gebrüll überzeugen nicht.