Duran Duran – Pop Trash :: Zur Hälfte ein spätes Meistewerk – leider taugen nur die Balladen

Die Geschichte von Duran Duran ist eine, die auch in dem welt- und jahrzehnteumspannenden „Pop Trash Movie“, das sie hier besingen und in dem sie eigentlich schon lange nicht mehr mitspielen (höchstens als Kulissendetail), eine ziemlich einmalige. Am Anfang der 80er Jahre, präzise: 1981 räumten sie als Hauptprotagonisten der New-Romantic-Mode die festgefahrene New-Wave-Szene so wirksam durch wie eine Flasche Ratzeputz, verbreiteten sich wie ein buntes Unkraut auf alle Magazintitel der westlichen Welt, durften die Bond-Titelmelodie liefern und galten nur drei Jahre nach ihrem Start als schönste, erfolgreichste, eleganteste Band des Planeten – für drei Jahre. Und alles wurde immer fetter.

Der Absturz kam sehr plötzlich, und er war fast bodenlos: Erst auf dem untersten Karriereniveau fing sich die geschrumpfte Band im Netz, werkelte fortan tapfer vor sich hin und machte mittelmäßige, manchmal haarsträubend katastrophale Platten, für die sich kaum mehr jemand interessierte (den ’93er Hit „Ordinary World“ ausgenommen). Der stumme Konsens lautete: Duran Duran gehören der Vergangenheit und ihrer Epoche an, ebenso wie etwa Little Richard, die Moody Blues, Slade oder Yes, die ja auch alle noch irgendwie weitermachen, auf einem Nebengleis der Pop-Zeit-Eisenbahn.

Dann kommt mal wieder ein neues Album, irgendwie hört man doch wieder hin und ist sofort überrascht: Der Opener, tja, erinnert mehr an Travis oder Embrace als an das, was man von Duran Duran gewohnt ist. Davon gibt es jedoch auch reichlich: Die Dance-Pop-Nummern sind Duran-Standard; diesen Stil, den sie einst vollmundig als „Mischung aus Chic und den Sex Pistols“ bezeichneten, haben sie patentiert. In den letzten Jahren wurde daraus meistens eine verunglückte Mischung aus Giorgio Moroder und Van Haien, diesmal stellen wir eine gewisse Affinität zu INXS fest, allerdings ohne deren vordergründige Brustpelz-Plastik-Erotik, sondern mit einer Glasur aus Stilgefühl und musikalischer Empfindlichkeit Das hebt sie über den Durchschnitt; ein Song wie „Hallucinating Elvis wäre sonst gar kein Song. So gelingt es der Band, ihre frühen Reize in eine Art erwachsene Phase hinüber zu retten. Dennoch: die schnelle(re)n Songs sind nicht die Glanzlichter der Platte. Die Balladen um so mehr. Die sind großartig.

Wenn euch also jemand erzählt, diese Platte sei hoffnungslos sentimental und deshalb schlecht, glaubt ihm nur den ersten Teil. Sie ist genau deshalb ein halbes Meisterwerk: eine Hälfte routiniert, eine Hälfte inspiriert.

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