Erdmöbel – Altes Gasthaus Love

Handschuhe, Schal, Mütze, Jacques-Brel- und Leonard-Cohen-Sampler auf dem Dachboden verstaut. Es wird Frühling. Auf den Tisch am Fenster setzen und die Beine baumeln lassen. In die Sonne schauen. Mit der Liebsten ins verlängerte Wochenende.

Ins „Alte Gasthaus Love“. Auch die letzten Alben der wunderbaren Erdmöbel aus Köln, „Das Ende der Diät“ und „Letzte Worte nach Bad mit Delfinen“, müssen bei diesem Trip zu Hause bleiben. Herbstplatten. Inselplatten. Ihre Zeit wird wiederkommen, und insgeheim freut man sich schon auf „Lachen in Moll“ und „Der Sommer ist vorbei“.

„Altes Gasthaus Lore“ beginnt mit einem Lächeln. Dem eigenen. Im Spiegel. Kurz nach dem Aufstehen und dem Blick ins grelle Badezimmerlicht. „Morgen Lieblein/ Kennst Du mich?/ Herrn Gesangsverein/ Ichen wir uns nicht?“ Eine Songlyrik, die wohl ihres gleichen sucht. Immer intelligent, gewitzt, niemals intellektualistisch verkopft.

Schwermut war noch nie die Sache von Songschreiber und Sänger Markus Berges. Eher lag leichte Melancholie über seinen Stücken. Dieses Mal bringt die Musik sie gar zum Schweben.

Gitarre, Klavier, Posaune, Elektronik, Clavinet Ein Lufthauch nur. Wie Erdmöbel es schaffen aus der Prosa von „Busfahrt“ federleichte Songkunst zu machen, aus dem Profanen die Träne zu kitzeln, wie einem in „Mit dem falschen Schatz in Venedig“ das Glück um die Ohren schwirrt. Und dann ist da der elektronische Shuffle von „In den Schuhen von Audrey Hepburn“, das sureale Duett mit Suzie Kerstgens von Ralley mit dem fabelhaften Titel „Vergnügunslokal mit Weinzwang“, das Prefab-Sproutige „Gesine aus der Nachtindustrie“, die viel zu schöne Fahrstuhlmusik „Anfangs Schwester heißt Ende“. Elf Songs, alle funkelnd-schwebend, originell und himmlisch.

Wenn Sie vorhaben in diesem Jahr glücklich zu werden, besorgen Sie sich „Altes Gasthaus Lore“. Es hilft.

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