Eric Burdon – Soul Of A Man

„Über die Jahre gereift wie ein guter Wein.“ Solche Floskeln schreibt man nur zögernd. Hier muß das mal erlaubt sein. 64 ist Eric Burdon, und einen namhaften Teil seines Lebens hat er die Stimmbänder förmlich in Alkohol konserviert. In vielen Shows suchte er parallel den richtigen Ton und sein Gleichgewicht. Er hat das und andere kritische Substanzen überlebt, wie Richards, Osbourne oder Cocker – und das ist ein ziemliches Wunder. Keine Ahnung, ob er heute völlig clean ist. Aber Burdon klingt fit, fast jugendlich, trotz der grauen Haare. Die „Totenmaske“ auf dem Cover führt in die Irre. Was für ein Pfund das Bühnentier noch immer in der Kehle hat! Resonant und kraftvoll in der Tiefe, zupackend, beißend, kategorisch, sobald es in die Höhe geht.

Die 14 Standards seines Albums widmet Burdon den Bürgern der fahrlässig versenkten Heimat des Blues. Und der Mann aus Newcastle-upon-Tyne kommt der Seele von New Orleans auf die Spur. Mit jaulender Hammond-B3, mit groovendem Gebläse und knirschend durch den Röhren-Amp drängendem Gitarren-Sound. Die Produktion von Grammy-Gewinner Tony Braunagel (der auch Burdons Rock’n’Roll auf „My Secret Life“ von 2004 mischte) ist ohne Fehl – vor allem deshalb, weil sie Band und Performer den Live-Atem läßt und den Songs ihre rauhe Unmittelbarkeit und harte Kantigkeit. Die Zwölftakter vom Mississippi-Delta folgen seit jeher ehernen Regeln. Die vortrefflichen Studio-Musiker können sich also darauf konzentrieren, Tradition mit Intensität, mit Gefühl und Frische jenseits schnellebiger Moden aufzuladen. Und das glückt glänzend. Die R&B-Nummern wummern heavy und laidhack in die Beine – und treffen doch auch die tieferen Schichten.

Den „Never Give Up Blues“, zentral plaziert, darf man wohl als Bekenntnis verstehen. Den Mut hat Burdon nie verloren. Das tiefe Tal voller desavouierender Peinlichkeiten liegt hinter ihm. Es wird Zeit für eine große Rehabilitation – und die Wiederentdeckung. Bevor es zu spät ist.

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