Eric Burdon & The Animals – Winds Of Change The Twain Shall Meet :: Edel Contraire

Zu Beginn der berühmten „Mushroom“-Sequenz von „Performance“ fragt sich James Fox, nur rhetorisch an die Adresse von Mick Jagger gerichtet: „Wie Du wohl mit 50 aussiehst?“ Danach spielt Ry Cooder eine seiner besseren Blind Willie Johnson-Paraphrasen, bis Fox über die „alte Gummilippe“ zu Jaggers jüngerer Bettgespielin in dem Film achselzuckend meint: „So groß war der auch nicht…“

Eric Burdon, der diese neue Remaster-Edition von „Winds Of Change“ und „The Twain Shall Meet“ unter anderen Jagger („…who is really my brother“) widmet, dürfte sich darüber ziemlich amüsiert haben. Damals hatte er gerade mit War die dritte Phase seiner Karriere gestartet und das Projekt The New Animals endgültig sterben lassen. Unter der behutsam waltenden Fuchtel von Produzent Tom Wilson hatte er mit denen fiir MGM in permanent wechselnden Besetzungen vier Platten aufgenommen, die obwohl in hohem Maße dem Zeitgeist verpflichtet – die Jahre erstaunlich gut überdauert haben.

Das Doppelalbum „Love Is“ trotz sehr schöner Cover-Versionen von Johnny Cash bis Traffic vielleicht nicht ganz so wie die ersten drei LPs. Aber mit den ersten beiden widerlegte er wie schon Country Joe & The Fish oder Jefferson Airplane locker die These, dass politics andpsychedelica don’t mix.

Die Bewusstseinserweiterung des Proletarierkindes aus Newcastle, das in den kalifornischen Drogen-Untergrund abgewandert war, hatte nicht nur mit LSD-Konsum oder indischen Yogi-Weisheiten zu tun – all das schärfte sein politisches Bewusstsein nur noch mehr, und das Bekenntnis zu seinen schwarzen Idolen von Ray Charles bis Muddy Waters („It’s all meat of that same bone“, wie er damals sang) war keine Show-Allüre. Hits wie „San Franciscan Nights“ und „Good Times“, „Monterey“ und „Sky Pilot“ sorgten dafür, dass Burdon für seine neue Plattenfirma auch in den USA eine kommerziell berechenbare Popstar-Größe blieb. Aber mindestens so bemerkenswerte Songs waren beispielsweise das gregorianisch angehauchte „The Black Plague“, die Ballade, Just The Thought“, die „Lilli Marleen“-Paraphrase „We Love You Lil“ oder das an Dimitri Tiomkin wie auch Ennio Morricone erinnernde „Hotel Hell“ – für einen bekennenden Rhythm & Blues-Fan doch ziemlich ungewöhnliche Songs.

Der Hippie-Philosophie von „All Is One“ sollte er bald wieder abschwören. Aber dieses Stückchen Zeitgeist ist immer noch ein hübsches Lied. Und unvermutet aktuell klingt derzeit das Antikriegs-Bekenntnis von „Sky Pilot“. Warum das hier jetzt auf dieser Doppel-CD wie die anderen Aufnahmen von „The Twain Shall Meet“ nur in den Mono-Mixes kommt (die Stereo-Bänder waren angeblich nicht aufzutreiben), ist nicht recht einzusehen und schon leicht hirnrissig. Denn der Song – wie auch „Orange And Red Beams“ oder „Monterey“ – profitierte wesentlich von den Psychedelik-Ornamenten und -Effekten der Produktion.

Und nicht zuletzt deswegen werde ich meine prima Deutsche Grammophon-Pressung von diesem Album auch weiterhin ganz bestimmt in Ehren halten. Dies schwört: Franz Schöler

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