Georg Klein – Roman einer Kindheit

Eine hoher Prozentsatz offenbar vom Krieg Versehrter tummelt sich in dem gerade mal trocken gewohnten Mietshausblock im Süddeutschen Anfang der 6Oer-Jahre: der Mann ohne Gesicht, ein Blinder, ein taubstummer Epileptiker; hinzu treten pädophile Ladenbesitzer, eine nymphomane Hausfrau, eine gewalttätige, womöglich inzüchtige Asozialenfamilie. Inmitten dieses ebenso realistischen wie komplett fantastischen Nachkriegspandämoniums versucht sich eine siebenköpfige Kinderbande zu behaupten, einen letzten unschuldigen Sommer lang. Kleins Roman ist eine nach allen Regeln der Erzählkunst gebaute Melange aus Steven Kings „Stand by Me“, E.T.A. Hoffmanns „Nachtstücken“ und Arno Schmidts „Seelandschaft mit Pocahontas“. Er hat sein vielköpfiges Personal völlig im Griff, sein Set ebenfalls, er lässt diese fast vergessene Zeit in Technicolor auferstehen, um sie dann wieder in ein beinahe surreales Zwielicht zu tauchen. Nur seine arg poetelnde Sprache, vor allem sein Faible für eher gesuchte als Iuzide Genitivmetaphern („das edelsüße, das marzipangefüllte Stück seines Lebenskuchens“) verstellt mitunter die Imagination.

(22,95 Euro)

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