Glen Hansard

This Wild Willing

Anti/Indigo

Paris für Spontane – Der irische Songwriter improvisiert diesmal in Frankreich

Seine oder nicht Seine – das ist hier nie die Frage gewesen. Glen Hansard hatte ohne zu zögern die Einladung des Centre Culturel Irlandais angenommen und war für eine einmonatige Künstlerresidenz nach Paris gekommen, um dort an den Stücken für sein viertes Solo­album zu feilen.

Mehr zum Thema
Neue Alben 2019 - alle VÖ auf einen Blick (Update)

Außerhalb seiner beamtisch strikten Arbeits­zeiten speiste er im Le Verre à Pied in der rue Mouffe­tard oder traf alte und neue Bekannte. Eine Freundin stellte ihm die Brüder Khoshravesh vor, drei begnadete iranische Musiker.

Nach einer spontanen Session waren sie als Instrumentalisten gesetzt (besonders eindrucksvoll: ihr Beitrag zum mystischen „The Closing Door“), neben langjährigen Weggefährten wie Javier Mas, den Hansard 2010 in der Band von Leonard Cohen bewundert hatte und dem er dar­aufhin einen Fanbrief schrieb. Seitdem ist die spanische Saiten-Koryphäe auf jeder Platte des Iren präsent gewesen.

Amazon

Das Reduzierte des noch sehr straßenmusikalischen Debüts, „Rhythm And Repose“ (2012), findet sich hier in der Herbst-Ode „Brother’s Keeper“ wieder, die Irish-Folk-Wurzeln von „Didn’t He Ramble“ (2015) leuchten in „­Leave A Light“, dem Fiddle-umsäumten, andächtigen Finale.

Schon „­Be­tween Two Shores“ (2018) hatte mit einer üppigeren, weniger akustischen Instrumentierung eine andere Richtung eingeschlagen, aber der improvisatorische Entstehungsprozess von „This Wild Willing“ mit insgesamt 20 Musikern (das elegische „Weight Of The World“ etwa ist komplett intuitiv entstanden) eröffnet auch vollkommen neue Räume:

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Das mantraartig gewisperte „I’ll Be You, Be Me“ entwickelt samt Beat und filmischem Streicherarrangement einen unwiderstehlichen Sog, und auch die Klaviernummer „Don’t Settle“ (inklusive „Imagine“-­Referenz im Refrain) zaubert ein beachtliches Crescendo.

Doch es sind die leisen ­Töne, die berühren: Am Ende eines Takes von „Fool’s Game“ hatte Aida Shahghasemi, eigentlich als Rahmen­trommel-Virtuosin beteiligt, spontan ein Ghasel des persischen Poeten Rumi gesungen – dieser besondere Moment durfte bleiben. Und er ist nur einer von vielen. Chapeau!(Anti/Indigo)