Heather Nova :: 300 Days At The Sea
Die Songschreiberin erinnert sich an ihre Kindheit auf dem Meer.
Heather Nova ist ein glücklicher Mensch – ein Umstand, den man in ihrem Berufsfeld eher selten findet. Doch müssen glückliche Menschen unbedingt Musik machen? Können die nicht einfach nur glücklich sein? Andererseits tischen einem Bono, Geldof & Co ständig ihr humanitäres Sendungsbewusstsein auf, Verzweiflung ist also auch kaum besser. Warum dann nicht mal wieder hören, was uns Nova diesmal kredenzt? Auf „300 Days At The Sea“ lässt sie laut eigener Aussage immerhin ein wichtiges Kapitel ihres Lebens Revue passieren.
Die bekannte Geschichte geht so: Heather Allison Frith wird als Tochter eines bermudischen Vaters und einer kanadischen Mutter geboren. Um seinen Lebenstraum als gesellschaftlicher Aussteiger zu verwirklichen, nimmt Vater Klein-Heather von der Schule und zieht mit der ganzen Familie auf ein selbst gebautes Segelboot. Etwa 40 Jahre später erzählt Klein-Heather, inzwischen zur Künstlerin Heather Nova gereift, auf ihrem neunten Studioalbum die Geschichte weiter, gedenkt der Kindheit in „The Good Ship ‚Moon“, rettet die Zukunft in „Save A Little Piece Of Tomorrow“, vergeht in „Burning To Love“ und vergewissert sich in „I’d Rather Be“ noch einmal selbst: „If you want me you gotta take me/ There’s no one like me to celebrate me as I am.“ Alles in allem der für Nova typisch überraschungsfreie Songwriter-Zuckerguss, wären da nicht mit „Beautiful Ride“, „Stop The Fire“ und „Do Something That Scares You“ tatsächlich drei passable Songs.
So gleitet sie dahin, die Glückliche, auf ihrem Boot, im Kanu auf dem Cover, ein Hündchen im Gepäck. Ein Platz ist noch frei, scheint es zu sagen. Und wer würde da nicht gern mitpaddeln, immer mit Kurs auf die Zukunft? Es muss ein Himmelreich sein, das Nova dort vermutet. Diese Weitsicht hat sie uns voraus, die wir im Grauschleier des Alltags gefangen sind. (Warner) Max Gösche