Jeff Beck :: Shapes Of Things: 60s Groups & Sessions
Die disparaten Abenteuer des unsteten Session-Gitarristen
Was für ein unsteter, immer experimentierlustiger Geist – bisweilen auch ein etwas durchgeknallter -Jeff Beck in seinen frühen Jahren war, demonstrieren bei dieser Retrospektive mindestens so wie die bekannten Yardbirds- und Jeff Beck Group-Aufnahmen viele andere, bei denen er sich als Session-Mann verdingte. Manchmal drängt sich da der Verdacht auf, dass er der Erfinder des Noise- Pop war. Gegen jede Konvention stellte er mit seiner Gitarre Sachen an, die für gewöhnlich jeden Produzenten dazu gebracht hätten, so jemanden sofort zu feuern.
Aber Mickie Most kannte ihn schon, als er ihn für ein paar Aufnahmen seines Schützlings Donovan engagierte. Die Ergebnisse – „Barabajagal“ und „Trudi“ – waren denn auch Singles, die stilistisch völlig aus dem Rahmen des Barden fielen, aber trotzdem zu seinen besten Pop-Songs gehören. Becks Ruf als Exzentriker der Rock-Gitarre konnte auch seine auf Kommerz getrimmte Cover-Version von „Hi Ho Silver Lining“ nicht dauerhaft beschädigen. Dafür sorgte bereits die B-Seite der Single, bei der – „Beck’s Bolero“ – ein wirklicher madman am Schlagzeug saß: Keith Moon, der ein Mikrofon während der Aufnahme zertrümmerte, derweil die Band zu einer veritablen Proto-Heavy Metal-Orgie abhob.
Die einzige Kostprobe davon, wie er das mit Ron Wood, Aynsley Dunbar und Rod Stewart wenig später zwei LPs lang kultivieren sollte, bietet auf dieser Anthologie „Rock My Plimsoul“. So ziemlich jede bessere Bluesrock-Band hatte damals „Rock Me Baby“ im Repertoire, aber kaum jemand musizierte das so sinnlich wie die Jeff Beck Group mit dieser Paraphrase.
Konventionelleres Blues- als auch Rock’n’Roll-Handwerk boten Beck und Jimmy Page bei zwei auf einem Sampier von Immediate damals veröffentlichten Instrumentals, „Jeffs Blues“ und dem von Page bei Chuck Berry geklauten „Steelin'“. Nette Sammlerteile für Beckologen trotzdem. „Dracula’s Daughter“ und „Come Back Baby“ gab’s schon mal auf CD. Dagegen dürften die drei letzten hier ihr CD-Debüt erlebenden Aufnahmen, die Beck mit den GTOs – Kürzel für Girls Together Outrageously – machte, vornehmlich Zappa-Fans geläufig sein. Frank hatte 1969 sieben Groupies für sein Label unter Vertrag genommen, weil er deren Amateur-Darbietungen (als Musiker) erfrischend unkonventionell fand. Wie in den Liner Notes vermerkt, hatte auch Jeff Beck „always taken a, er, keen interest in the US groupie scene“.