Jim Beattie – Adventures In Stereo

Dieser Mann hat keinen langen Atem. Mitte der Achtziger brachte Jim Beattie mit Primal Scream ein paar wie in asthmatischer Erregung heruntergespielte Mini-Pop-Hits heraus – Singles wie „“All Falls Down“ werden noch heute unter Britpoppern als Schätze weitergereicht. Irgendwann wurde Primal Scream eine Rock ’n‘ Roll-Band, das war Beattie zu blöd. Er ging zurück in seine schottische Heimat – und schloß sich mit seiner Plattensammlung ins Zimmer ein, um Anfang der Neunziger unter dem Namen Spirea X ein Album mit experimentellem Pop zu veröffentlichen. Aber dann kam der Tourstress, und Beattie sagte dem Rock ’n‘ Roll ein weiteres Mal adieu.

Dieser Mann hat keinen langen Atem, und er will zudem seine Ruhe haben. Kein Problem, für das neue Projekt Adventures In Stereo hat er endlich seine Balance gefunden. Beattie arbeitet mit Gitarre und Sampler in der eigenen Wohnung, die Lyrics singt seine Lebensgefährtin Judith Boyle, und auf Tournee muß er auch nicht mehr gehen. Die Songs auf dem ersten Album seines Unternehmens, schlicht „“Adventures In Stereo“ betitelt, sind immer noch extrem kurz. Kaum einer ist über zwei Minuten lang.

Beattie ist Phlegmatiker – ein Radikaler ist er ganz nebenbei auch. Auf seine Weise. Konsequent verzichtet er auf klassische Refrains, ohne Umschweife treiben die Songs ihrem Ende zu. Keine Zäsur, kein Klimax. Sanfte, häufig einander überlagernde Harmonien wenden mit geschmeidigen Rhythmusschlaufen gekoppelt, und über allem weht der weiche Gesang von Judith Boyle herüber. Das Duo kehrt so quasi die Technik der High Llamas um. Die versuchen die Harmonien von Van Dyke Parks und den Beach Boys ins potentiell Unendliche zu steigern, Adventures In Stereo hingegen fragmentieren sie gewissermaßen. Wenn allerdings auch nicht immer in das Wesentliche. Ein kurzweiliges Vergnügen. Easy to listen, hard to remember.

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