KURZBESPRECHUNGEN :: STEINBRUCH

Laut, frisch, frech und frei ein Krachen Das ist „The Beauty Process: Triple Platinum“ von L7 (Motor). Donita Sparks, Suzi Gardner und Dee Plakas – die neue Bassistin Gail Greenwood von Belly stieß erst nach der Produktion dieses Albums zu L7 – haben diesmal alles im Griff. Ihre neuen Songs sind hart und heavy und trotzdem elegant und ganz und gar nicht ungehobelt: rauhe, funkelnde, selbstbewußte Schönheit, die nicht oberflächlich mit weiblichen Reizen kokettiert. 4,0

Auch ganz schön laut, frisch und frech: Nach den eels wartet das Dreamworks-Label abermals mit einem interessanten Debüt auf. Die Gruppe POWERMAN 5000 aus Boston verbindet auf „Mega!! Kung Fu Radio“ (Universal) metallige Rocknummern und rappelnden Gesang mit schrägen Instrumental-Passagen und zappaesken Breaks. 3,0

Heimarbeit zahlt sich aus: Nun haben also auch die Briten ihren Beck. Jyoti Mishra, 30, nennt sich WHITE TOWN, weil er als gebürtiger Inder im weißen Mittelklasse-Viertel von Derby aufwuchs, und er sorgte mit der im Alleingang produzierten, elastischen HipHop-Fanfaren-Nummer „Your Woman“ für den ersten Überraschungs-Nummereins-Hit dieses Jahres im UK. Jyoti schwört, er werde nie ein professionelles Studio betreten, und sein Album mit dem schönen Titel „Women In Technology“ (EMI) hat er denn auch in wenigen Tagen über Weihnachten im Wohnzimmer auf einer Acht-Spur-Maschine vollendet. Diese Tatsache sorgt zusammen mit humorigen Titeln wie „The Funcrion Of The Orgasm“ oder „Theme For An Early Evening Sitcom“ für den spröden, doch stets relaxten und unterm Strich vielleicht ein wenig blutleeren Charme des Albums. Und was die Beckmesserei betrifft: Der amerikanische Beck bäckt halt doch noch größere Brötchen. 3,0

Für die Weihnachts-Schmonzette „Der Glöckner von Notre-Dame“ lieferten sie mit „Someday“ den adäquaten Titelsong. Nun schieben Easther & Nernie Bennet und Kelle Bryan – ETERNAL – mit „Before The Rain“(EMI) ihr drittes Album nach – überwiegend sehr gefalligen Schmuse-Sou] aus Samt und Seide, feine Stimmen mit ziemlich klebrigen Arrangements, betörende Gefühlsduseleien zum Beispiel für hippe Handlungsreisende. Auch Papst Wojtyla in Rom, so hört man, findet Gefallen an EternaL Kein Wunder bei dem Namen. 2,0

Irdischere Freuden spenden die SOULTANS mit ihrem Album „Love, Sweat & Tears“ (Ariola). Die drei Sänger wollen den „Motown-Stil der 90er Jahre machen“, und das gelingt ihnen ziemlich gut Neben einer akzeptablen Hit-Version von Marvin Gayes Klassiker „I Heard It Through The Grapevine“ finden sich hier auch Oldies wie „The First Cut Is The Deepest“ von Cat Stevens und. Jive Talking“ von den Bee Gees und dazu noch einige Eigenkompositionen, die dem Vergleich mit den großen Vorbildern einigermaßen standhalten. 3,0

Auch ADRIANA EVANS gibt mit ihrem gleichnamigen Debüt (RCA) eine passable Visitenkarte ab. Als Sängerin mit solider Jazz-Basis und offen für Addjazz- und HipHop-Einflüsse macht sie eine gute Figur. Sie hat Stil, sie ist cool, sie kann singen. Die Arrangements der zwölf Titel aus ihrer Feder bieten allerlei jazzoide Raffinessen, die das Ohr erfreuen, ohne auf Mainstream eingepegelte Konsumenten zu verschrecken. 3,0

Szenenwechsel: Aus Köln kommen die YETI GIRLS, vier dubiose Herren, die sich mit ihrem Album „Kitty Train“ (WEA) dem „Punkotainment“ verschrieben haben und sich vielleicht deshalb wie eine Kreuzung aus Toten Hosen, Sweet, Ramones und Buzzcocks anhören, was ja nicht die schlechtesten Bezugspunkte sind. Mal mit englischen Texten, mal in Deutsch machen die Yeti Girls jedenfalls mächtig Dampf. Für die Punkrock-Kundschaft ist das sicher okay, ansonsten heißt die Botschaft: Yeti, Kreti, Pleti. 2,0

„Zum Welsfischen am Wolgadelta“ (Universal) lädt die Gruppe HEINZ aus Wien ein. Und unter den 14 Titeln ihres Debüts finden sich bemerkenswerte Werke wie „Ich hab‘ mit Tocotronic Bier getrunken“ oder „(Verdammt noch mal) du mußt mich doch bemerken“. Dieser pickelige Garagen-Pop kommt sogar mal ohne Schmäh aus und überzeugt schon deshalb. 3,0

Voll auf Cox: Der englische DJ ist dick im Geschäft. CARL COX mischte bei der „Love Parade“ in Berlin mit und wurde in UK „DJ Mixer Of The Year“. Daß er von seinem Handwerk etwas versteht, stellt er mit dem zweiten Teil seiner „Future Alliance Of Communication And Technology“ – kurz: „F.A.C.T. 2“ (edel) – unter Beweis. Auf zwei CDs präsentiert er im 140-Minuten-Nonstop-Megamix einen Querschnitt durch aktuelle House- und Techno-Trends, unter anderen mit Josh Wink, Underworld und Yves Deruyter. Das wirbelt und rumpelt, pulst und pumpelt, daß dir spätestens nach 50 Minuten ganz blümerant zumute wird. And that’s a fact.2,0 House-Pionier ARMAND VAN HELDEN zeichnete seit 1993 für eine ganze Reihe von erfolgreichen Club-Projekten verantwortlich. Mal unter dem Namen Da Mongoloid, mal als The Mole People, dann als Cirde Children erwies er sich als erfindungsreicher Dancefloor-Produzent, der das starre House-Schema mit immer neuen Einflüssen – ob aus HipHop, Karibik oder Latin anreichert „The Best (GreatestHits)“ (Motor) enthält zehn bewährte und beliebte Helden-Epen. 3,0 Auch vor dem Salzkammergut macht die moderne Musikkultur offenbar nicht mehr halt Und deshalb verbinden DIE SEER auf ihrem Album „Über’n See“ (Tyrolis) Volksmusik-Elemente wie Quetschkommode, Blech, Jodel und mehrstimmigen Gesang mit Reggae und Soul, HipHop und Techno. Auch nicht mehr ganz neu und sensationell, aber im Hinterland gewiß noch revolutionär. 3,0

Wohingegen man sich doch fragt, womit Herr DIETER THOMAS KUHN & Band das alles verdient haben. Der selbsternannte Papst des schlechten Geschmacks wagt sich mit „Gold“ (WEA) kühn an unvergängliche Schmonzetten etwa von Reinhard Mey, Udo Jürgens, den Bellamy Brothers und Elton John. Und noch kühner ist, wer dus bis zum bitteren Ende durchhält Immer mehr Menschen offenbar, denn Kuhn dringt in die höheren Chart-Regionen vor – wie Elton John. 1,0

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