Man- Man

Wenn der Waliser etwas tut, dann tut er’s anders als das primär aus Zugereisten bestehende Volk der Engländer. Der Waliser stellt Ortschilder auf, die der gemeine Engländer nicht dechriffrieren kann, er redet in einem Idiom, das für den gemeinen Engländer nach Kisuaheli klingt – und er hat bis heute immer wieder Bands in petto (Manic Street Preachers, Stereophonics etc.), die im Musik-Mekka London auf ungläubiges Erstaunen stoßen. Man aus Swansea waren die Urväter des walisischen Underground. Mit ihrem ’69er Debüt „Revelation“ ließen sie (zumindest für viele Insider) Pink Floyd stinklangweilig klingen und steinalt aussehen, und nicht umsonst taufte sie die britische Musikpresse als „the Welsh godfathers of acid rock“. Und als sie dann im selben Jahr „Two Ozs Of Plastic With A Holeln The Middle“veröffentlichten, da sprach der „Melody Maker“ vom „bestgehütetsten Geheimnis der Pop-Szene“.

Nach „Two Ozs…“ machte man bei Man Remedur; die komplette Rhythm-Section wurde ausgetauscht Den Bass spielte jetzt der quirlige Martin Ace, und am Schlagzeug saß nun mit Terry Williams der weltweit wohl beste Rock-Drummer der letzten drei Dekaden. Dementsprechend rockiger wurde dann auch die 1970 erschienene LP „Man“. Ganze fünf Stücke waren drauf, da allein „Would The Christians Wait Five Minutes? The Lions Are Having Draw“ und „Alchemist“ mit jeweils 12:57 und 20:40 Minuten zu Buche schlugen. Aber die Man Band rockte schneller, lauter und experimentierfreudiger denn je. Plötzlich hatten die Psychedelic-Protagonisten sogar den Country entdeckt, und auf den beiden ellenlangen Epen standen selbst die atonalen Gehversuche immer auf felsenfesten Rissen.

Nun gibt’s das feine Exponat walisischer Songschmiedekunst im Digipak plus ausführlichem Booklet und angereichert durch die Single Versions von zwei der Songs.

JÖRG gülden

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