Marc Almond – Fantastic Star :: Mercury

Schwarz und Rot, Samt, Satin und Seide. Plüsch und Federboas, ein schwerer, tiefroter Vorhang, hinter dem sich die Geheimnisse aller gefallenen Stars, aller Idole, Götter und Göttinnen des wahren Glamour verbergen. Wir befinden uns allerdings nicht im „Nonstop Erotic Cabaret“ des Jahres 1981, indem der Name Marc Almond und Soft Cell mit dem Song „Tainted Love“ zu einer unzertrennlichen Einheit verschmolz, sondern im Jahre 1996. Als durchaus selbstironischer Entertainer lädt Almond zu einer neuen Ausgabe des exzentrischen, äußerst tanzbaren Elektro-Pop mit melodramatischer Tendenz ein.

All die wechselnden Schauplätze der Vergangenheit, sei es mit dem Marc & The Mambas-Ensemble, mit symphonischen Bombastwerken oder düster-verqueren Jaqcues Brei-Interpretationen, geben Anlaß zu wildesten Spekulationen. Ließ doch die Single „Adored & Explored“ Anfang 1995 aufrege neue musikalische Aktivitäten schließen. Trotzdem dauerte es ein weiteres Jahr, bis das lange angekündigte Album folgte. Jetzt liegt eine aufwendig und plakativ inszenierte Tragikomödie vor.

„Fantastic Star“ ist aber leider alles andere als aufregend. Almond kehrt zwar sehr bewußt zu den Wurzeln seines Könnens zurück, führt uns durch die schillernden Räume seines Etablissements, verfangt sich aber zu gern in abgegriffenen Sound-Klischees, im Pompös-Disco-Stil voller Längen. Von „Electro Cabaret“, „Violent Glamour“ oder „Techno Burlesque“ ist die Rede – aber sein Glamour-Rock’n’Roll gerät zur belanglosen Parodie, zur unerträglichen Stilisierung. Selbst die Versuche, Techno-Rhythmen oder zeitgemäße Dance-Beats einzubauen, überzeugen nur teilweise. „Shining Brightly“ zumindest wird im gleichförmigen MTV-Dance-Format kaum auffallen. Gerade darauf hat der Brite bisher aber besonderen Wert gelegt.

Müde Spannung und sich ähnelnde Szenen lassen den Gedanken einer fehlenden Dramaturgie aufkommen. Zum Großteil eignet sich der Sound bestens für Aerobic-Überstunden, hat aber auf stilvolleren Schaubühnen wenig Chancen. Da hilft auch die elegant postierte Dekoration wenig, die Marc Almond in der Rolle als Glamour-Star, als jugendliches Opfer, als Verführer und Verführten zeigt. Seine starke Stimme und die Fähigkeit, Kitsch, Pathos und Tanzbarkeit zu einem prickelnden Cocktail zu verbinden, läßt sich am ehesten noch in einigen von den Songs der zweiten Hälfte – wie in dem traumhaften „Love To Die For“ oder dem von dezenter Tango-Atmosphäre getragenen „The Edge Of Heartbreak“ – finden.

Die Aussage von Bild, Musik und Text jedoch – auf einen gemeinsamen Nenner gebracht: love, sex and violence. Auch nichts Neues.

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