
Mit zeitlichem Abstand wächst die Faszination des meistverkauften Albums aller Zeiten nur noch mehr – denn sein Erfolg wächst auch: Hat das uneinholbare „Thriller“ nun 50, 60, gar schon 100 Millionen Einheiten abgesetzt? Michael Jackson will den Rekord geplant haben, Produzent Quincy Jones habe an dem Werk gezweifelt. Aber wie planbar ist Erfolg? Jackson vertraute auf die Einzelteile dieser neben „Purple Rain“ wohl bedeutendsten Neun-Songs-Platte. Eine „Soul Makossa“-Variation als Hi-NRG („Wanna Be Startin’ Somethin’“), ein McCartney-Duett („The Girl Is Mine“), Street-Slang („P.Y.T.“) und mit „Thriller“ ein Ausflug in das damals enorm populäre Monstergenre, das im dazugehörigen Videoclip ehrwürdigen Vintage-Grusel (ein „Rap“ betiteltes Gedicht von Vincent Price) mit den Go-to-Monstern der Stunde, Zombies, vereinte.
Am reizvollsten sind jene Work-in-progress-Aufnahmen, von denen viel zu wenige veröffentlicht werden
Die geschickteste Maßnahme war, Eddie Van Halen für das „Beat It“-Gitarrensolo zu engagieren. Die erste gelungene Fusion von R&B und Hardrock, eine 1982 ihren ersten Höhenflug erlebende Gattung. Das alles klingt nach sehr großem Aufwand. Es ist aber nichts im Vergleich zu heutigen Großprojekten von U2 oder Harry Styles, an denen etliche Produzenten mehr mitfeilen.
Jackson-Reissues fielen bislang äußerst unbefriedigend aus: zu wenige Demos, dazu scheußliche Remixe mit Gastrappern wie Akon. Zu längst überfälligen Würdigungen in Form riesiger Boxsets hat sich die Plattenfirma noch nicht durchringen können, und auch diese Doppel-Edition zum 40. Jubiläum enthält lediglich zehn Bonus-Stücke. Das hinreißende „Carousel“ ist bekannt, Raritäten wie „Behind The Mask – Mike’s Mix (Demo)“ sind gut, aber zu Recht nicht auf „Thriller“ gelandet. Am reizvollsten sind jene Work-in-progress-Aufnahmen, von denen viel zu wenige veröffentlicht werden: „Starlight“, eine Frühfassung von „Thriller“, ist Jacksons Kunststück: Allein der Titelwechsel hat aus einer American-Dream-Erzählung die Geschichte eines Albtraums gemacht.
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