Neil Young

„Harvest (50th Anniversary Edition)“

Reprise/Warner (VÖ: 2.12.)

Jubiläumsausgabe des Klassikers mit Extras

Dieser Bestseller ist ein gutes Beispiel dafür, wie Musik aus den Erwartungen ihrer Zeit heraus vorschnell verurteilt wird. Ja, die Stray Gators hatten einfach nicht so viel Fleisch am Knochen wie Crazy Horse. Und was soll dieses komische Orchester da mittendrin? War „Heart Of Gold“ nicht doch zu banal? Und überhaupt, warum konnte es nicht einfach wieder CSN&Y geben? Dazu gab es die lustige Einschätzung, „Are You Ready For The Country?“ sei der stärkste der zehn Songs. Dabei gehört er zu den schwächeren, neben der echt lahmen „Southern Man“-Reprise „Alabama“.

Ein gutes Beispiel dafür, wie Musik aus den Erwartungen ihrer Zeit heraus vorschnell verurteilt wird

Der Barock-Folk „There’s A World“ ist eher eine Welt für sich. So wie die des Junkies von „The Needle And The Damage Done“, schon damals ein einsames Solo. Daran knüpfen die hier enthaltenen Solo-Konzertversionen (BBC 1971) anderer Songs an. Wobei auch ein dramatisch forciertes „Old Man“ nur belegt, welch gute Wahl Young mit den in Nashvillevon Quadrafonic-Studiochef Elliot Mazer buchstäblich aufgelesenen Stray Gators treffen ließ. Allein die, tja, butterweiche Bass-Drum des Minimalisten Kenny Buttrey sowie Ben Keiths sublime Pedal Steel („Out On The Weekend“!) sind das Ticket wert.

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Erst die Studioband um Jack Nitzsche und Background-Engel wie Linda Ronstadt und James Taylor zeichnete dieses freundliche Country-Antlitz, das dem Gefühl dahinter so reizvoll widerspricht. Nicht nur im Titelsong gibt Neil Young den Happy-Sad-Prototyp schlechthin. Und sein Opus magnum ist „A Man Needs A Maid“ geblieben. Wenn das Orchester anhebt, ist es, als säße man selbst in dem Film, den Young in dem Song schaut, um sich in diese Schauspielerin zu verlieben (die es ja wirklich gab: Carrie Snodgress). Oft als misogyn gegeißelt, stellt der Song nur einen Mann bloß, der Angst hat, verletzt zu werden. Der interessanteste Teil der Geburtstagsauflage dürfte eine bisher unveröffentlichte Zwei-Stunden-Doku der Sessions sein, die vorab leider nicht begutachtet werden konnte.