Nickelback – SilverSideUp

Lange keine Heroen mehr gesehen. Stattdessen haben wir stille Nachtwache am schweren Erbe von Nirvana gehalten. Alle wollten, doch keiner konnte es antreten. Das Debüt der Strokes hat wieder Mut gegeben, dass es sie doch noch gibt, diese jungtalentierten Flegel, die alles können. Und sei es nur eine Albumlänge kurz. Ganz so ingeniös ist der schnörkellose Gitarrenrock von Nickelback natürlich nicht. Doch beweisen die Kanadier mit ihrer zweiten LP, dass sie durchaus mit größerem Talent gesegnet sind.

Eröffnet wird die Platte mit „Never Again“, einem thematisch schweren Geschütz: Der Vater geißelt die Familie, eine Ohmacht das hilflose Mitansehen. „He’s drunk again/ It’s time to fight/ The living room becomes a boxing ring/ It’s time to run when you see him“ singt Songwriter Chad Kroeger seinen persönlichen Albtraum mit wütender Stimme. Die fergangenheitsbewältigung findet schließlich auf „Too Bad“ ihr seliges Ende. Ungemein melodiös, doch nicht weniger problembeladen ist „How You Remind Me“, das Kroegers Stimme, die irgendwo zwischen Cobain und James Hetfield pendelt, angenehm in den Vordergrund stellt Titel wie „Hollywood“ oder „Money Bought“ sind dafür dann das, was man gemeinhin als ass kicking bezeichnet. Und erinnern nicht nur unterschwellig an die jüngsten Metallica-Werke.

Eine kleine Überraschung wartet zum Schluss: Big Wreck-Gitarrist Ian Thornley veredelt mit seinem eindringlichen Slide-Guitar-Spiel den besten Track, „Good Times Gone“. Obwohl dem Songtitel natürlich prompt gekontert werden muss. Denn offensichtlich fangen die guten Zeiten für Nickelback gerade erst an.

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