
Die Karriere des Musikers Oskar Haag beginnt mit dem österreichischen Jugendkulturradiosender FM4. Dessen Moderator Fritz Ostermayer spielte im Frühsommer 2021 Haags Lied „Stargazing“ und löste damit eine kleine Lawine aus – bald war das Lied ein kleiner nationaler Hit. Das war sensationell, weil Haag damals fünfzehn war. Jetzt, mit siebzehn, veröffentlicht er sein Debütalbum.
Haag vertont eines der prägenden Gefühle seiner Generation: eine gewisse Abgeschlagenheit
Auf „Teenage Lullabies“ hört man das jugendliche Alter des Künstlers. Aber das ist kein Hemmschuh – vielmehr spielt es die zentrale Rolle. Denn Haag vertont eines der prägenden Gefühle seiner Generation: eine gewisse Abgeschlagenheit, eine fast apathisch wirkende Müdigkeit, vielleicht ist es auch eine Art Weltschmerz. Dazu gesellt sich aber ein im Großen und Ganzen pathosfreies Bekenntnis zur Liebe.
Oft braucht Haag nicht mehr als seine akustische Gitarre und seine Stimme, etwa bei dem fast schmerzhaft langsamen „Hold Me Tight“, in dem er darum fleht, gehalten zu werden, damit er seine Angst verliert. Im Refrain kommen geisterhafte Chöre dazu. Gesang und Spiel sind gebrochen – das Lied kann kaum stehen. Aber ebendarin liegt die große Romantik dieser Musik.
Manches auf „Teenage Lullabies“ erinnert an klassische Vorbilder
Das folgende „Sober“ steht auf einem simplen elektronischen Beat, Haag singt zu einer schwebenden Orgel ein Lied über den Morgen danach. Man möchte gleich mitsummen, so schön schunkelt es. Gelungen sind zudem das oben genannte „Stargazing“, das ein bisschen an Conor O’Briens Villagers erinnert, sowie der Auftakt, „Leaving For Monaco Or Wherever The Fuck We Want To Go“, bei dem Haag sich mit voluminösen Drums und hellen Synths eine etwas größere Produktion erlaubt.
Manches auf „Teenage Lullabies“ erinnert an klassische Vorbilder. Ein oder zwei Lieder haben ein Bowie-Gefühl, Haag selbst nennt die Beatles als Einfluss. Aber seine Lieder sind im besten Sinne frei erfunden. Das intuitive Gespür weist ihn als einen Künstler mit einem beachtlichen Potenzial aus. Bei dessen Entfaltung kann er auf Hilfe aus seinem direkten Umfeld zählen: Sein Vater ist Oliver Welter, Sänger und Gitarrist der Indie-Rock-Band Naked Lunch.
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