Phil Ochs, James Taylor, Joni Mitchell
The 1970 Concert That Launched Greenpeace
Ein idealistisches Fundraising-Konzert mit Nachwirkungen.
Die Vorgeschichte zu diesem Konzert in Vancouver (und also zur Gründung von Greenpeace) ist wie jede Gründungslegende etwas langwieriger. Wenn man aber im Booklet die Erinnerungen von Barbara Stowe – der Tochter des Organisators Irving Stowe – liest, dann wird man geradezu beseelt von der Leidenschaft, dem Gemeinsinn und dem Idealismus jener Quaker, Friedensbewegten und Hippies, aus denen Greenpeace hervorging.
Amchitka war (und ist wohl noch) eine Insel der Aleuten, auf denen die USA mehrere Atomwaffen-Tests durchgeführt hatten. Das kanadische
„Don’t Make A Wave Committee“ um Irving Stone bemühte sich mit dem Verkauf von Buttons, ein altes Segelschiff zu kaufen, um Zeugen zum Schauplatz der Schandtaten bringen zu können – eine Praxis, die später mit der „Rainbow Warrior“ fortgesetzt wurde. Weil nach Monaten nur 500 Dollar in der Kasse waren, beschloss Stowe, ein Benefiz-Konzert zu veranstalten. Ein befreundeter Journalist brachte dem Jazz-Hörer neue Platten, die von den Aktivisten im Stowe-Haus aufgelegt wurden.
Phil Ochs musste nicht mit einem neuen Album vorgestellt werden – er gehörte 1970 schon zu den Veteranen der Friedenbewegung. Und sagte zu. Joni Mitchell, mit „Ladies Of The Canyon“ die Songschreiberin der Stunde, bestätigte am Telefon ihre Teilnahme. Später kündigte sie die Beteiligung ihre Freundes James Taylor an, woraufhin das Coliseum in Vancouver ausverkauft war.
In der Zwischenzeit hatte es in Kanda terroristische Anschläge gegeben, weshalb Premierminister Trudeau die Gesetze verschärfen ließ. Phil Ochs bemerkte bei seinem Auftritt patzig, es passiere ja nicht jeden Abend, dass man in einem Polizeistaat auftreten könne. Das Konzert wurde ein – Verzeihung! – Bombenerfolg, die immerhin 18 000 Dollar reichten für ein betagtes Segelschiff, das auf den Namen „Greenpeace“ getauft wurde und tatsächlich gen Aleuten in See stieß, aber bald aufgehalten wurde. Ein geliehenes zweites Schiff kam nicht mehr rechtzeitig – Präsident Nixon hatte nach einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofes die Detonationen veranlasst. Es waren allerdings die letzten auf dem Eiland. Sogar Minister Trudeau hatte der „Greenpeace“ frohgemut „Godspeed!“ gewünscht.
Irving Stowe, der mit seinem Bart, dem leinenen Hemd und über den Bauch gezogenen Hosen tatsächlich wie ein Quäker aus dem Wildwest-Buch aussah, starb bereits 1974. Ihm verdanken wir dieses Dokument, insbesondere das wunderbare Konzert von Joni Mitchell, die mit James Taylor „Mr. Tambourine Man“ sang. Taylor selbst brachte seinen maßvollen, mühelosen Vortrag, seine Songs waren wie Balsam, die Worte klangen wie Schalmeien. Man hört hier leider auch, weshalb Phil Ochs später verzweifelte: Während Bob Dylan seit den frühen Tagen des Protestliedes mindestens drei Phasen hinter sich hatte, sang Ochs unbeirrt „Changes“ und „I’m Gonna Say It Now“. Leider ist die Aufnahme von seinem – der akustischen Gitarre halber ohnehin schlichten -Auftritt besonders schlecht.
Ach, es war eine so anrührende Zeit.