REPLAYS1 :: Von Franz Schöler

Ein Jahr vor ihrem Studio-Debüt hatte SHAWN COL-VI N einen Live-Auftritt mitschneiden lassen, den Fans in der Folgezeit bei ihren Konzerten als Kassette kaufen konnten. Sieben der Songs aus diesem Repertoire nahm sie dann für „Steady On “ auf. Was den Vergleich so reizvoll macht Denn jetzt gibt es „Live ’88“ (Plump Records 5901-2/jpc-Mailorder, Georgsmarienhütte) erstmals dank Sony-Genehmigung auch auf CD. Und da stellt man nachträglich fest: Song-Juwelen wie „Cry Like An Angel“ klingen ohne die reichlich verzierenden Studio-Finessen eigentlich noch hinreißender. Und Jahre vor „Cover Girl“ profilierte sie sich hier mit Paul Simons „Kathy’s Song“ als eine der originellsten wie betörendsten Interpretinnen von Fremdkompositionen. Ein Song-Menü für Folk-Feinschmecker, die raffiniertere statt bodenständigere Kost bevorzugen. 4,0 Die drei Verve-LPs der VELVCT UNDERGROUND gibt es in Remaster-Qualität nicht nur innerhalb des Box-Set „Peel Slowly And See“, sondern auch separat als Midprice-CDs. Das Debüt “ The Vebet Underground & Nico“ (Polydor 531 250-2, 5,0 also mit dem ursprünglichen Mix von „All Tomorrow’s Parties“ (dem mit Nicos Stimme „double-tracked“!) und ungekürzt. Vorher hatte man nämlich alle Songs beim CD-Mastering mittels Automatik-Fader um zwei bis drei Sekunden zu früh ausgeblendet eine dieser peinlichen Unsitten der frühen CD-Jahre, mit denen man Bandrauschen einfach verschwinden lassen wollte. Bei der Einzel-Ausgabe von „The Velvet Underground“ (Polydor 531 252-2, 4,5 ) handelt es sich nicht um den legendären „doset mix“, den man bei besagtem Box-Set überspielte, sondern um das 20bit-Remaster des sogenannten US-Mix, der teilweise beträchtlich von der hierzulande veröffentlichten LP-Version abweicht In der Grundstimmung, sprich im Sound-Konzept, war der für den amerikanischen Markt produzierte Remix weniger „depressiv“. Velvet Underground-Fans, die den US-Mix bislang noch nicht kannten, können sich jetzt das preiswerte Vergnügen erlauben, die beiden Fassungen minuziös miteinander zu vergleichen.

Apropos Remix: Wie schon bei den Who-Remakes ordnete der Chef

auch für „Coohvalkingsmoothtaüdngstntightsmokingfirestoking – The Best OfPete Townshend“ (Atlantic 756782712-2) an, daß dieSoIo-Aufiiahmen neu von den Multitracks abzumischen seien. Mit dem Ergebnis, daß hier PETE TOWNSHENDs frühe Solo-Werke nicht nur bezüglich der Songqualitäten, sondern auch in puncto klanglicher Mehrwert am überzeugendsten ausfielen. Im übrigen ist die Behauptung, bei dieser Nachlese handle es sich auch nur entfernt um „The Best Of Pete Townshend“, natürlich totaler Unsinn. 3,0 Mit hundert Aufnahmen und annähernd fünf Stunden Spieldauer geriet die Nachlese im Fall von Country-Veteran MERLE HAG-CARD zum wirklich abendfüllenden Unternehmen. „Down Every Road 1962 – 1994“ (Capitol/IRS 835711 2) repräsentiert jenen Typ von Box-Set, der das „Best Of-Konzept etwas großzügig praktiziert und trotzdem auch jenseits der Hits durchweg hohes künstlerisches Niveau bietet. Sehr gute LinerNotes und eine hervorragende Überspielqualität4,5 Um eine dieser notorisch kostspieligen ,Japan Only“-Veröffentlichungen handelt es sich bei der kürzlich von BOB MARLEY AND THE WAILERS vorgelegten Doppel-CD Japan“ (TDK Records TDCN-5563-4/ über CD Special in Köln). Was diesen Fernost-Mitschnitt von 1979 angeht, sind die hier konservierten musikalischen Darbietungen mit 4,0 nicht überbewertet Nur hätte man besser auf die fünf Minuten Interview zum Schluß verzichten sollen, weil dann die knapp 79 Minuten Musik problemlos auf eine preiswerte Einzel-CD gepaßt hätten! Die Aufnahmequalität dieses vermutlich für eine Rundfunkübertragung mitgeschnittenen Konzerts ist immerhin mehr als ordentlich. Das Sammlerteil, das man einem befreundeten Marley-Fan zu festlichen Anlässen schenkt Ein preiswertes Sammlerteil, das man sich selber gönnen sollte, ist das 4-CD-Set „Crescent City Sound -The Sound Of New Orleans 1947 -1974“ (Capitol 837350 2/IRS-Import). Nachdem in dieser fünfstündigen Retrospektive nicht nur New-Orleans-Legenden von Professor Longhair und Smiley Lewis bis zu Aaron Neville und den Meters mit etlichen ihrer berühmtesten Aufnahmen Revue passieren, sondern zwischenzeitlich auch der aus Macon, Georgia, stammende Little Richard „Tutti Frutti“ singt, bedeutet das, daß man New Orleans mehr als einen Zustand denn als einen festen Ort versteht. Nebenbei ist diese schier endlose Folge von – insgesamt 119! – Ohrwürmern auch ein phantastisches Party-Album: Selbst Raritäten wie „Tee-Nah-Nah“ von Smiley „I Hear bu Knocking“ Lewis und seinem Sextett bürgen hier für gute Laune. 4,5 Dasselbe gilt für „Do The Funky Somethin'“, denn diese Nachlese mit dem Untertitel “ The Best OfRufus Thomas“ (RMno R2 72410/Edel Contraire) belegt: Der mittlerweile fast 80jährige Sänger mag ein ganz klein wenig greiser und weiser geworden sein. Aber ein Kind von Traurigkeit war er Zeit seines langen Lebens eher selten. 3,5 Nicht in Memphis – wie Thomas -, sondern in Manchester wuchs ROY HARPER auf. Der Unterschied zwischen beiden Musikern könnte, was die Gemütsverfassung betrifft, kaum größer sein. Zu den melancholischeren Werken des Folk-Exzentrikers gehörte auch das Album „HQ“ von ’75 (in den USA unter dem Songtitel “ When An Old CricketerLeaves The Crease“ erschienen) mit so todtraurigen Balladen wie „Forget Me Not“. Unter den drei Bonus-Tracks der CD-Wiederveröffentlichung findet man auch einen Mitschnitt des besagten US-Titelsongs. Und auf dem Cover den Vermerk, daß Roy Harper diese Platte mit viel Prominenz (darunter Chris Spedding, Bill Brufbrd, David Gilmore sowie John Paul Jones) in den Abbey-Road-Studios aufnehmen konnte. – Das waren noch Zeiten! (EFA CD 034.95)

4,0

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