Richard Pinhas

„Iceland“

Bureau B (VÖ: 11.2.)

Drittes Solowerk des französischen Electro-Künstlers

Science-Fiction war immer eine Inspirationsquelle für Richard Pinhas. Die konzentrierten Prog-Rock-Skizzen seiner Band Heldon schöpften aus dem Sound-und-Ideen-Universum des Genres. Der französische Electro-Künstler verneigte sich zudem mit seinem Soloalbum „Chronolyse“ (1978) vor „Dune“. Die Sci‑Fi-Faszination für die Möglichkeiten der technischen Entwicklung konkretisierte Pinhas auf seinen Platten mit einem oft minimalistisch eingesetzten Arsenal an modularen Synthesizern.

Eine Zukunftsmusik mit vielen Abgründen, die aber sehr viel wärmer klingt, als es der Titel suggeriert

Seine dritte Einspielung als Solist scheint 1979 auf die cineastische Entwicklung der Science-Fiction Ende der Siebziger zu reagieren, als mit „Die Körperfresser kommen“, „Dawn Of The Dead“ und „Alien“ Horror-Elemente in den Mittelpunkt der Zukunftsvisionen rückten. Damit änderte sich auch der Sound. Pinhas, der bei Jean-François Lyotard promovierte und so die Theorie der Postmoderne mit der akademischen Muttermilch einsog, konzipierte mit „Iceland“ einen kühl gedachten Gegenentwurf zu seinen bisherigen Projekten: eine Zukunftsmusik mit vielen Abgründen, die aber sehr viel wärmer klingt, als es der Titel suggeriert.

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Das beginnt schon beim hypnotischen „Part 1“, das auch eine Score-Alternative für John Carpenters „Das Ding“ hätte sein können. Das zart getupfte Schlagzeug von François Auger (im sehr optimistischen Abschluss „Greenland“) kommt hinzu. Allerdings drängen sich vor allem die keuchenden, durch das weiße Rauschen einer Gibson Les Paul 57 Black Beauty erzeugten Stimmen in „Part 2“ auf. Im enervierenden „The Last Kings Of Thule“ sägt zur Metronom-Perkussion im Hintergrund eine Gitarre – ohne Ziel und Sinn. Und welchen Einfluss Pinhas’ Kunst hat, offenbart „Indicatif Radio“, das wie ein Prototyp für Videospielemusik der 80er-Jahre anmutet und überdeutlich auch seinen Weg in den Soundtrack des PlayStation-Spiels „Metal Gear Solid“ gefunden hat. Das spielt auf einer Militärbasis im eisig kalten Alaska.