Ron Howard – Frost/Nixon :: David gegen Goliath

Start: 5. Februar

Keiner mag Richard Nixon. Und er hat es immer gespürt. Nun will er nicht unbedingt geliebt werden. Es ärgert den Streber nur. dass seine Leistungen nicht richtig gewürdigt werden. Er fühlt sich missverstanden. Der Sohn eines Krämers hatte sich hochgearbeitet und schimpft nun, die Eliten hätten trotzdem weiter auf ihn herabgesehen. Und dass er als 37. Präsident der USA zurücktreten musste, hat sein Gefühl gesellschaftlicher Unterlegenheit nur bestärkt.

Dieses nächtliche Selbstgespräch, das Nixon (Frank Langella) am Telefon spontan mit David Frost (Michael Sheen) führt, ist eine gespenstische Schlüsselszene in dieser Verfilmung eines historischen Duells. In elf Interviews hatte der Moderator im Sommer 1977 vergeblich den einst mächtigsten Mann der Welt zu packen versucht. Nur einen weiteren Tag hatte er dafür noch. Und da nutzte er jene kurze emotionale Offenbarung von Nixon aus: Frost zielte auf dessen Eitelkeit und verleitete ihn zu dem Geständnis, er habe das amerikanische Volk verraten. Das Bild des gebrochenen, mit glasigem Blick in sich gekehrten Nixons wurde zum Meilenstein für das Fernsehen als Leitmedium.

Vor diesem Hintergrund skizziert Drehbuchautor Peter Morgan nach seinem preisgekrönten Bühnenstück zwei gegensätzliche Charaktere, die eines gemeinsam haben: den unbedingten Aufstiegswillen. Frost ist Talkmaster von diversen Personality-Shows, in denen er kuschelig Prominente befragt. Zu seiner Geburtstagsparty kommen Hugh Hefner und Neil Diamond. Aber wie Nixon sucht er nach höherer Anerkennung. Für die selbst finanzierten Interviews heuert er zwei Reporter (Oliver Platt und Sam Rockwell) an, die irritiert darüber sind, wie locker Frost die Konfrontation mit dem rhetorisch gewieften Ex-Präsidenten nimmt.

Den Interviews stimmen Nixon und sein militärisch strammer Assistent (Kevin Bacon) zu, weil sie in Frost keinen Gegner sehen. Nixon schwadroniert nach jeder Frage eine halbe Stunde am Stück, schweift mit launigen Anekdoten über Breschnew und Mao ab, hält selbstgerechte Moralpredigten („Was ein Präsident tut, ist nie illegal“) und sieht die Schuld immer bei den Anderen: „Ich war das letzte Opfer des Vietnamkrieges.“

Neben der politischen Brisanz zeigt Morgan auch die Tragikomik dieses verbohrten Mannes. Frosts italienische Schuhe, die Nixon einmal kurz bewundert, werden zur Metapher für die Freudlosigkeit des Quäkers. Aber Morgan schlägt nicht auf ihn ein, und der famose Langella verleiht ihm gar sympathische Züge. Besser stand Nixon nie da.

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