ROSANNE CASH & JOHN LEVENTHAL Bremen, Schlachthof 1 :: Weise Wehmut der Erinnerung liegt über dem Konzert von Rosanne Cash und Ehemann John Leventhal, dem einzigen in Deutschland. Das Repertoire spiegelt das neue Werk, „The River &The Thread“, wider, für das Cash die Südstaaten bereiste, auf der Suche nach den Wurzeln des Vaters, die auch ihre eigenen sind. Drei Alben lang dauert die Versöhnung mit der Herkunft nun schon an – das aktuelle ist ihre großartige Vertonung, ein wundervolles Album mit dem Klang des dunklen, geheimnisumwitterten, gebrochenen und stolzen Südens.

Cash erzählt seufzend von den Orten in diesen Songs und von den Charakteren, die sie bevölkern. Billy Joe springt von der Tallahatchie Bridge, ganz in der Nähe befindet sich das Grab von Robert Johnson. Ein paar Stunden die Straße runter kommt Johnny Cash zur Welt. Es wird geboren und gestorben, das Leben ist hart und auf mythische Weise mit allem verbunden.

Cash ist der Star, doch Leventhal erfährt die gleiche Bewunderung. Schon auf den von ihm produzierten Platten bestaunt man die Finesse des leisen Spiels. Kontrolle und Sensibilität, Akkuratesse und Emotionalität -Leventhal ist ein Meister unter den Gitarristen. „He can play, that’s for sure“, sagt Cash einmal, als der Gatte ihr kurz die Show gestohlen hat. Doch Cash ist ihrer Musik ebenso nah, und sie verkörpert sie mit anrührender Schlichtheit. Wie persönlich diese Lieder sind, merkt man an der Tiefe der Performance. Wie die beiden da oben stehen, das hat etwas Berührendes, weil so viel Geschichte mitschwingt, ein so großes Erbe. Wie ihre Lieder stecken auch die Künstler selbst tief in der Geschichte der US-Musik. Neben den neuen Werken ein Rollgriff durchs Gesamtwerk: „Sea Of Heartbreak“, das Cash im Duett mit Bruce Springsteen aufnahm, „I Don’t Know Why You Don’t Want Me“, für das sie 1986 einen Grammy bekam, „500 Miles“ vom 2009 erschienenen Americana-Cover-Album „The List“, mit dem das Konzert endet. „I’m 500 miles away from home“, singt Cash, aber in Wirklichkeit ist sie längst zu Hause angekommen. JÖRN SCHLÜTER

Schwere See

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