Scott Matthew :: Gallantry’s Favorite Son

Der schwermütige Songwriter erweitert sein Stilrepertoire.

Ist es Scott Matthew manchmal unangenehm, sich mit seinen Liedern so zu entblößen? Den Songwriter-Topos vom leidgeprüften Schmerzensmann erfüllt der Australier ja ohne Einschränkung – mit einer anrührenden, aber manchmal arg ehrlichen Art. Die Karrieren von Sängern wie Matthew sind stets Entwicklungsromane, in deren Verlauf der Protagonist seiner Depression entflieht und das Glück findet. Draußen in der richtigen Welt, unter Bäumen, am Busen der Geliebten.

Auch Matthew ist mit seinem neuen Album an einem besseren Ort angelangt. „When friendship becomes family“, steht in großen Buchstaben im Inneren des Covers, und gleich im ersten Lied diskutiert der Künstler mit sich selbst. „I’m a little black bird/ Nestled in your palm/ I’m sure there is an outside world/ I’m sure it can’t be as warm.“ Doch Matthew will raus, singt Oden an die Freundschaft und spricht sich in dem Selbstgespräch „Duet“ Mut zu: „Sleep little dream/ Perchance to scream/ But you’re not alone/ I will save you from your demon.“

Das im gewohnten Kreis aufgenommene Album entfaltet weiter, was den Vorgänger „There Is An Ocean That Divides (…)“ vom Debüt unterschied – vollere Arrangements, 60s-Färbung, vielseitigeres Songwriting. Hell zirpende Saiteninstrumente kontrastieren dunkle Hallräume wie bei Scott Walker, opulente Gesangspartituren addieren Vocal-Pop zum Stilrepertoire. Das fast fröhliche „The Wonders Of Falling In Love“ klingt gar nach den Beach Boys! Drei-, viermal unterbricht ein swingender Rhythmus die langsamen Klagelieder – bei dem Geburtstagsständchen „Felicity“ wird gepfiffen wie in einem französischen Chanson.

Doch der dunkel androgyne, 60s-informierte Songwriter-Folk bleibt der Kern in Matthews Liedern. Die Stimme von David Bowie, die Thea- tralik von Antony Hegarty – dafür preist man diese Musik. Und wie schön die Langsamkeit ist, wie berückend die Spannung aus Herzensschwere und Aufbruchsstimmung! Schämen muss man sich für ein so gutes Album bestimmt nicht. (Glitterhouse) Jörn Schlüter

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