Short Cuts
Steven Wilson The Raven That Refused To Sing (And Other Stories) ****
Drittes Soloalbum von Porcupine-Tree-Mastermind und Progrock-Eminenz Steven Wilson. Es sind all die alten Tugenden des Genres auf dem Album – Zwölfminutenlieder, Querflöten, Jazzgitarren, vertrackte Breaks, Rockbreitseiten. Fabelhaft, weil Wilson mit großer Ehrfurcht vor den alten Meistern agiert, aber kein Epigone ist, sondern ein irrwitzig versierter, neugieriger, musikverliebter Könner. Der Toningenieur ist Alan Parsons! (Kscope/Edel)
Woodkid The Golden Age ***1/2
Der Franzose Yoann Lemoine ist mit Videos für Lana Del Rey und Katy Perry berühmt geworden. Seine eigene Musik arrangiert er ohne Band, mit Klavier, großem Orchester und cineastischer Perkussion und singt dazu mit traurig-dunkler Kloß-im-Hals-Stimme. (Universal)
Stereophonics Graffiti On The Train **
Alles neu: Die Britpopper Stereophonics veröffentlichen jetzt auf ihrem eigenen Label – und präsentieren sich von einer anderen Seite. Ein Lied klingt nach Tom Petty, eines nach Nick Cave, eines nach Coldplay. Kelly Jones macht, was ihm gefällt und bricht mit den eigenen Konventionen. Das wirkt leider etwas planlos und beliebig. (Stylus/Indigo)
River Giant River Giant ***
Die schönen Gesangsharmonien verorten dieses Trio aus Seattle bei Americana und CSN&Y. Doch dann sind da noch die lauten Gitarren und die kräftig dreschende Rhythmusgruppe, die dem traditionellen Repertoire den Grunge beibringen. (DevilDuck)
The Heartbreaks Funtimes ***1/2
Vier Jungspunde aus dem UK mit einem Album voller britischer Tugenden: The Heartbreaks spielen ihren kräftigen Gitarrenpop in der Tradition von seufzendem 50s-Rock’n’Roll, Northern Soul, Elvis Costello und natürlich auch den Smiths. Kein Kindergeburtstag, sondern eine froh machende Ode an die alte Tante England. (Nusic)
Kate Miller-Heidke Nightflight ***
Der Mainstream-Pop der australischen Sopranistin ist an sich nicht ungewöhnlich – manchmal denkt man an Sarah McLachlan, vielleicht an Florence Welch. Doch Miller-Heidke bringt etwas Eigenes ins Spiel, schreibt überraschend schlagfertige Texte und singt mit klarer emotionaler Kontur. (Dramatico/Sony)
Moke Collider ***
Die holländisch-irische Band Moke macht Alben, deren professionelle Entschlossenheit, musikalische Finesse und produktionstechnische Qualität zu Recht für Aufsehen gesorgt hat. Nach dem von elegischen Streichern und dunkler Melancholie geprägtem Vorgänger klingt die Band hier heller, weltumarmender – und wieder ziemlich eindrucksvoll. (Cloud 9)
Conny Ochs Black Happy ***1/2
Der Songwriter Conny Ochs, ein fahrender Sänger aus den USA, wirft sich in seine Lieder, als wären es seine letzten. E-Gitarre links, Akustikgitarre rechts, ein bisschen Perkussion und Backingvocals – mehr braucht Ochs nicht für eine sehr emotionale, unmittelbar berührende Platte. (Exile On Mainstream)
On An On Give In ***1/2
Ein Trio aus Chicago wehrt sich gegen die üblichen Indie-Pop-Manierismen und dreht alles etwas weiter: schwere Synthesizer, verstörend krachende Drums, verzerrte Stimmen, die sie in mäandernden Stücken zusammenpressen. (City Slang)
The Whigs Enjoy The Company ***1/2
Wer Garage Rock für tot erklärt, kennt The Whigs nicht. Und immer wenn man denkt, dass ihre Musik eigentlich abgehangen klingt, schlägt das Trio aus Athens, Georgia wieder einen Haken. „Staying Alive“ versinkt im Tumult, „Summer Heat“ rockt lässig wie Dinosaur Jr. und „After Dark“ sonnt sich in der Slacker-Melancholie eines Evan-Dando-Songs. (New West/ADA Global)
New Found Land New Found Land ***1/2
Nur den Namen gibt’s noch: Auf ihrem dritten Werk hat sich die Schwedin Anna Roxenholt von ihrer Band getrennt und konzentriert sich ganz auf sich selbst. Zu einem dunklen Schlagzeug pulsieren warme Synthiesounds, Roxenholt singt dazu mit 80s-Wave-Melancholie. Wenn die Gitarren kommen, ist auch Indie-Pop im Spiel. Neues Land: schön hier! (Fixe/Broken Silence)
Wheeler Brothers Portraits ***
Die Wheeler Brothers aus Austin, Texas spielen schön traditionsbewusst Country und Roots Rock im Stil der 70er-Jahre. Doch trotz Pedal Steel, Banjo und Orgel bleibt dieses Debüt eine Spur zu geradlinig, um den gültigen Felice/Avett-Brothers-Standard zu erreichen. (Blue Rose/Soulfood)
Rover Rover ****
Dem Franzosen Timothée Régnier, der vorher in der Punkrockband The New Government spielte, gelingt als Rover ein Debüt von gewaltiger Kreativität, zwischen Bowie, Divine Comedy und Plush. „Queen Of The Fools“ klingt, als hätte sich Gene Clark an einem Stück von „Aladdin Sane“ versucht, „Full Of Grace“, als sänge Scott Walker monströsen Acid-Rock. (Wagram/Indigo)
Steve Mason Monkey Minds In The Devil’s Time ***
20 Songs, Instrumentalstücke und Soundschnipsel hat der ehemalige Beta-Band-Chef für sein drittes Solo-Album aufgenommen. Manchmal erinnert dieses Konzept an Paul Wellers „Wild Wood“, doch Masons milchig-blasse Stimme macht daraus ein eher transzendentes Vergnügen – auch wenn nur eine Handvoll Songs im Gedächtnis bleibt. (Domino)
Sin Fang Flowers ***
Zu Hause in Island gilt er als Wunderkind: Sin Fang verknüpft sehr geschickt die Harmonien der Fleet Foxes mit den Sounds von Animal Collective, seine Songs klingen jedoch noch verhallter, die Gitarren noch verspulter, die Störgeräusche noch verrauschter. (Morr/Indigo)
Shout Out Louds Optica ***
Seit zehn Jahren veröffentlicht das schwedische Quintett in regelmäßigen Abständen solide Alben zwischen New Wave und Synthie-Pop, hat das Band-Revival der letzten Dekade überlebt und war stets für ein paar Überraschungen gut. So auch auf „Optica“, etwa in der dezent mit Streichern verzierten Illusion „Blue Ice“, das die späten Roxy Music belehnt. (Universal)