Smog – Dongs Of Sevotion :: Bill Callahan bleibt ein Freund, auf den man sich verlassen kann
Ein beachtliches Konvolut voll schmerzender Wahrheiten hat uns der begnadete Songwriter Bill Callahan aka Smog bereits hinterlassen. Auf dem sakralen Cover-Foto von „Dongs Of Sevotion“ (trotz des Anagramms im Titel denken wir unweigerlich an die drei ersten Alben von Leonard Cohen, dessen Nachlass Callahan ja in gewisser Weise verwaltet) sitzt der ewige Nomade wie verloren im Entree einer in gleißendes Licht getauchten Kathedrale. Allein seine Gitarre leistet ihm Gesellschaft Wiederum erwarten wir Konfessionen, Eingeständnisse, Grüße aus dem Souterrain. Knurrte Callahan früher schon mal „And I hope you don’t mind/ If I grab your private life/ Slap it on the table and split it with a knife“, so präsentierte der Vorgänger „Knock Knock“ (1999) den Patienten in einem weitaus besseren Zustand. Man erinnere sich an die Kinderchöre und an „Cold Blooded Old Times“.
Scheinbar hat der einst unermüdliche Stoiker Gefallen an derlei Manierismen gefunden, denn auch „Dongs Of Sevotion“ beginnt mit „Justice Aversion“ eher ungewohnt: Drumcomputer. Und im Background jault die Gitarre. Leidend. Dazu Callahans sonore, unverkennbare Stimme. Es kann losgehen. Beinahe beschwingt dann auch „Dress Sexy At My Funeral“. Der Meister ist bereits von uns gegangen, während seine hier erstmals gut gekleidete Frau der Trauergemeinde verkünden soll, an welchen Orten das Paar miteinander verkehrte: „Don’t forget about our time on the beach/ With the fireworks above us.“ Das elektrisch verstärkte „The Hard Road“, für Smog-Verhältnisse beinahe ein Stomp; überrascht mit dem lakonischen, scheinbar unironischen Geständnis: „And when summer comes/ It’s almost impossible not to have a good time.“ Im ausufernden „Bloodflow“ wird der Existenzialist gar von einem Cheerleader-artigen Frauenchor stimmgewaltig unterstützt Hey Hey.
Zur Ruhe gesetzt hat sich der Bill Callahan, wie wir ihn einst kannten, deshalb noch lange nicht In „Easily Led“ oder „Devotion“ erkennen wir es wieder – das altbekannte, monochrome Flüstern, das die Songs von Smog für einen Moment lang zum einzigen zu machen scheint, was existiert. Im ellenlangen, elegischen „Distance“ dann wieder die Einsicht: „My body seems to be lacking something.“ Es folgt die Eruption. Sagenhaft „Permanent Smile“ heißt ein neuer Song des Brötlers, der auf diesem Album die mutlose, unerbittliche Klarsicht von „Wild Love“ wieder aufnimmt. Damals besang er den einsamen Prince in seinem Studio.
Bill Calahan ist noch lange nicht am Ende seiner Reise angekommen. Bis dahin wird er auch in Zukunft seinen Arm um uns legen, so als ob er sagen wollte: Dies hier könnte auch dein Zuhause sein.