Songs From The 2nd Floor, Regie: Roy Andersson :: (Start 18.4.)

Nichts geht mehr. Ein Stau hat die Stadt lahm gelegt, weil alle in dieselbe Richtung fahren. Eine Prozession von Beamten, die sich selbst geißeln, verstopft zusätzlich die Straßen. Ein Angestellter wird nach 30 Jahren entlassen und kriecht wimmernd über den Flur. Ein Ausländer wird unter reglosen Blicken mehrerer Wartender an einer Bushaltestelle verprügelt. Ein Zauberkünstler zersägt fast den Publikumskandidaten. Und immer wieder liegen Männer mit erstarrter Miene neben ihren Ehefrauen im Bett. Wie Sketche wirken die drei, vier Dutzend Szenenabfolgen, aus denen der schwedische Reklameregisseur Andersson mit stilistischer Strenge, statischer Kamera und sarkastischer Symbolik eine gespenstische Groteske über den Stillstand der Gesellschaft und tristen Sinn des Lebens montiert hat. Ein Charakter sticht aus den Fragmenten hervor: Karl (Lars Nordh) hat sein Möbelgeschäft abgefackelt, die Versicherung will aber nicht zahlen. Mit einer Plastiktüte voller Asche schlurft er klagend durch kalte, kahle Kulissen und in die Nervenklinik zu seinem ältesten Sohn, der beim Dichten verrückt wurde. Poesie dagegen ist Anderssons Referenzengeflecht. Farben und Figuren sind vom Maler Dix und Cartoonisten Deix inspiriert, der absurde Humor könnte von den Monty Pythons stammen, die Lakonik von Kaurismäki, das Szenario von Beckett, der Spott über Edward Hopper von Lynch. In dieser Tragikomödie helfen nicht mal mehr Magie und Jesus – höchstens der Score von Abbas Benny Andersson.

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