Soundso :: Wir sind Helden 2,5
Falls man nicht selbst den Beruf des Schmunzelbärs ausübt, geht einem “ Soundso“gleich mit dem ersten Lied hübsch auf die Nerven. In „(Ode) An die Arbeit“ erklären Judith Holofernes und Jean-Michel Tourette im Frage-Antwort-Spiel, was das eigentlich ist, Arbeit: „Was das Schaf da mit dem Gras macht – keine Arbeit/Was man später mit dem Schaf macht – das ist Arbeit.“
Ganz so knüppeldick, wie es dieser Hybrid aus Waalkeshaften Schüttelreimen und Ein Hut-ein-Stock-ein-Regenschirm-Zackigkeit befürchten lässt, kommt es im weiteren Verlauf des dritten Wir sind Helden-Albums gottlob nicht. Auch wenn die Vorberichterstattung endlich das Adjektiv gefunden hat, das noch übler ist als „charmant“ und das Album als „frech“ bezeichnet: „Soundso“ ist ungefähr so frech wie die glubschäugigen Zeichentricktiere, die einen im Kino immer mit niedlichem Lispeln bitten, das Handy auszumachen. Mit dem Unterschied, dass die Helden eher darum bitten, wachsam zu sein, damit es keinen neuen Krieggibt. Im Gegenteil aber auch Obacht ZU geben, nicht in grundlose Panik zu verfallen. Ein Einerseitsandererseits, das sich durch das ganzeAlbum zieht und in der seltsamen „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“-Philosophie von „Kaputt“ kulminiert.
War der Vorgänger „Von hier an blind“ noch deutlich stärker der Innerlichkeit und dem generellen Zweisamkeitsschmusibusigewidmet, zielt „Soundso“ aus dem behaglichen Kokon wieder mehr nach draußen, zu den anderen, bleibt dabei aber oft abstrakter als gewohnt und verzettelt sich mitunter in Ernst-Jandl-Spielereien, Waldorf-Style: „Du gehst k.o., weil du weißt, du bist so und so“. Überraschender als alle eingestreuten musikalischen Scherze von Heavyriff zum Komischchor ist der Schluss-Song, „Lass uns verschwinden“, eine romantische Entgrenzungsfantasie, der abstrakte Kontrapunkt zum ultrakonkreten Arbeitsauftakt:
“ Denk eine Nase auf warmem Asphalt/Der Hund wäre froh, die Nase war kalt/Das wäre ich
oder auch nicht/Oder auch du — und ich schaute zu.“
Soundso: eher hüh und hott, so lala. (EMI)