Stephen Frears: Mary Reilly

Große, verängstigte Augen, ein schmales Gesicht und ein riesiger Mund – das blasse Dienstmädchen, das Steinplatten vor dem Londoner Hauseingang von Dr. Jekyll (John Malkovich) wischt, ist Julia Roberts, die wunderbar unprätentiös in der Rolle der Mary Reilly aufgeht. Das Horrorszenario ist bekannt – daher müssen wir vor unserem inneren Auge imaginieren, was Dr. Jekyll im Labor treibt. Regisseur Frears zeigt die Welt von unten, aus der Sicht der Erniedrigten und Beleidigten. Als Kind wurde Mary vom versoffenen Vater gefoltert, Spuren von Rattenbissen zieren ihren Hals. Nur langsam faßt die geschundene Kreatur Vertrauen zum mürrischen Arzt und dessen mysteriösem Freund Mr. Hyde. Jekylls nächtliche Höllenfahrten und Begegnungen mit seinem dunklen Unterbewußtsein spiegeln sich in Marys neugierigen Augen. Sie schützt den Mörder Hyde und verliebt sich in den gehetzten Jekyll. Julia Roberts durfte sich das Ende bestimmen: Sie wählte einen Kuß. Schon in Stephen Frears‘ Kostümfilm „Gefährliche Liebschaften“ faszinierte die moderne Sicht. Der Tod und das Mädchen.

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