The Staves

„All Now“

Communion (VÖ: 22.3.)

Erstes Album als Duo, trotzdem in gewohnter Größe

„You’re waiting on me to change“, sangen The Staves im Finale von „Good Woman“ (2021) – mit dem Hinweis, dass Veränderung ein autonomer interner Prozess sei, der nicht von irgendeinem Typen angeknipst werden kann. Produzent John Congleton (St. Vincent, Angel Olsen) war die Ausnahme: Er holte die drei Schwestern damals aus dem Folk-Feenwald, wo ihr Debüt, „Dead & Born & Grown“ (2012), und dessen Nachfolger, „If I Was“ (2015), zu Hause waren. Congleton sorgte dafür, dass Jessica, Camilla und Emily Staveley Taylor nicht mehr so blütenzart klangen und in ihrer musikalischen Metamorphose mit Ecken und Kanten konfrontiert wurden.

The Staves zelebrieren genüsslich die Siebziger

Mittlerweile sind The Staves zum Duo geschrumpft, jedoch ohne dabei kleiner zu werden. Emily konzentriert sich derzeit auf ihre Mutterschaft – auch wenn sie hier und da auf „All Now“ noch den gewohnt himmlischen Harmoniegesang unterstützt. „After School“ ist ihr, der großen Schwester, gewidmet. Die Teenie-Sprache („ you’re my hero“, „ you’re so cool“) geht als niedliche Zeitmaschinenlyrik durch, von „back in 1998“ kann aber keineswegs die Rede sein – The Staves zelebrieren hier genüsslich die Siebziger.

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Congleton wurde erneut zum Komplizen auserkoren. Er hat die Folk Fragilität zwar bewahrt, gleichzeitig aber noch mehr Sound-Experimente gewagt. „Isn’t it exciting?“, fragen die Schwestern im eröffnenden Titeltrack, während sich ein Indie-Rock Crescendo auftürmt, dem auch mal kurz der Wille zur Symbiose mit dem filigranmajestätischen Gesang abhandenkommt. „I Don’t Say It, But I Feel It“ lässt mit seinem Fleetwood-Mac-Vibe mehr Raum für die Protagonistinnen, während das ätherische „Fundamental Memory“ an das von Justin Vernon (Bon Iver) produzierte zweite Album erinnert. Minimalistisch und naturbelassen strahlen The Staves immer noch am hellsten: „I’ll Never Leave You Alone“, nur von Akustikgitarre, Besenschlagzeug und Pedal-Steel-Bordüren umgarnt, ist das betörendste Stück der Platte.