Vinyl :: VON WOLFGANG DOEBELING

The Animals – The Singles Plus (Simply Vinyl)

Pop-Tunes und Folk-Traditionals zu mehr oder weniger wildem Rhythm & Blues: So klang 1963 die Antithese zum frisch-frohen Merseybeat aus Liverpool. Manfred Mann hatten es vorgemacht. Und natürlich die Stones. Andere folgten, vorweg die Kinks, Pretty Things und: The Animals. Deren Produzent Mickie Most hatte sich vom Stones-Manager Andrew Loog Oldham ein paar Tipps geben lassen, die sich im Studio mit der Band aus Newcastle als sehr nützlich erwiesen. Most ermunterte Eric Burdon zu expressiverem Gesang und stellte die Orgel von Alan Price ins Zentrum des Sound-Geschehens. Die erste Animals-Single, „Baby Let Me Take You Home“, war noch unspektakulär und kratzte nur die britischen Top Twenty. Doch schon die zweite, „House Of The Rising Sun“, ging um die Welt. Und brachte Bob Dylan, der die tragische Geschichte vom Freudenhaus in New Orleans auf seiner Debüt-LP geklampft hatte, auf elektrische Gedanken. Sieben exzellente Singles entstanden so in den Jahren 1964 und ’65, allesamt Hits und alle hier versammelt, nebst B-Seiten und Outtakes jener Sessions. „lt’s My Life“ mit seiner fulminanten Rückseite, dem ausnahmsweise selbst geschriebenen Song JTm Going To Change The World“, war dann die letzte Most-Produktion. Die Animals wechselten zu Decca, Price stieg aus, der Anfang vom Ende. 4,0

The Kinks – BBC Sessions 1964-1977 (BBC/SANCTUARY)

Pop-Perlen und Music-Hall-Schmonzetten, Vaudeville-Burlesken und Rock-Riffs: England Swings. Immerhin 33 Aufnahmen umfasst diese Retrospektive aus Radio-Sessions mit Interview-Schnipseln. Einiges ist eher marginal, anderes äußerst aufschlussreich. Dave Davies schlingert durch „Mindless Child Of Motherhood“, Bruder Ray intoniert sein für Dave Berry verfasstes „This Strange Effect“. Die Pressung ist leider mäßig, die Verpackung (drei LPs im Doppelcover) nicht eben sinnig. 3,5

Eddie Harris – The Electrifying Eddie Harris (ATLANTIC/4 MEN WITH BEARDS)

Der Sax-Innovator aus Chicago, bevor er vollends ins Rockfach wechselte, mit effektgeladenem Space-Funk, Bass-lastigen Grooves und Far-out-Fisimatenten wie dem abgedrehten „Theme In Search Of A Movie“. Galt 1968 als progressiv.

2,5

Peter Thomas Sound Orchestra – Peter Scores (DIGGLER/EDEL CONTRAIRE)

So verklemmt der Sex in SixOes-Fdmen war, so versponnen und beschwipst waren oft die Soundtracks. Peter Thomas wird zum Ablachen bei gymnasialen Lavalampen-Schwofs ebenso goutiert wie in nicht weniger sinnfreien Easy-Lounge-Zirkeln. Schwüler Soft-Jazz, braver Beat und breitarschiger Schlager verschmelzen zu spekulativen Melangen, die Titel tragen wie „Die Weibchen“ oder „Oh, Oh, Oooh, Ei Ei Ei“. Ein paar weitere Thomas-Exhibitionen finden sich auf der Compilation-LP „St. Pauli Affairs“ desselben Labels, featuring „Haschkeller“ und „Lesbische Nummer“. Lustig wohl nur im Afri-Cola-Rausch. 2,0

Cat Stevens – Teaser And The Firecat (ISLAND/UNIVERSAL)

Inzwischen längst zum Islamisten Jussuf degeneriert, der selbst die Fatwa für Salman Rushdie noch für vertretbar hält, war Cat vor 30 Jahren die Harmlosigkeit in Person. Und hatte mit seinen romantischen, rehäugigen Songs einen Schlag bei Millionen von Mädchen. Wobei gegen so melodisch satte und atmosphärisch hübsche Stücke wie „Morning Has Broken“ oder „Moonshadow“ nur Klötze völlig immun sein dürften. 3,0

Bob Marley & The Wailers – Small Axe (get back/cargo)

Doppel-LP mit raren, 1971 in Jamaica aufgenommenen Tracks aus dem Archiv des Marley-Managers David Simms. The Wailers post-Blue Beat, prä-Rock-Reggae. Schön ausgestattet. Von Universal übrigens gerade wieder auf 180g-Vinyl zugänglich gemacht: das 77er Hit-Album JExodus“. Beide: 3,0

Marvin Gaye – Lets Get It On (Universal)

Nach dem konzeptuellen Meisterwerk „What’s Going On“ musste es jede Platte schwer haben, erst recht eine lyrisch so unambitionierte, musikalisch locker groovende Arbeit wie“Let’sGetltOn“ von 1973. Einziges Themsa ist Liebe & Sex, in den lasziven Songs wie in Gayes Linernotes. „Have your sex“, rät er, „it can be very exciting, if you are lucky.“ No kidding. 3,5

Blue Oyster Cult – Tales Of The Psychic (FRUIT TREE/CARGO)

Ihr Flaggschiff „Don’t Fear The Reaper“ ist in der Studioversion imposanter und druckvoller, aber was Blue Oyster Cult 1982 live in New York City abzogen und auf dieser Doppel-LP dokumentiert ist, beeindruckt phasenweise dennoch: Rock mit Metal, nicht ohne Intelligenz. „Born To Be Wild“ hätte es freilich nicht gebraucht. 3,0

Patti Smith – Horses (Simply Vinyl)

Smiths geniale Debüt-LP von 1975. Eine Radikalkur, die mit ambitioniertem Primitivismus inmitten musikalischer Lethargie wahre Wunder wirkte. 5,0

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