W.A.S.P.

„The 7 Savage“

Madfish/Edel (VÖ: 27.10.)

Sieben Platten der Skandal-Metaller aus L.A.

Um die ungeteilte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu bekommen, spielen W.A.S.P. gekonnt die Klaviatur des Skandals. Sie übersetzen Alice Coopers Grand-Guignol-Show in die Achtziger, inszenieren eine trashige Endzeit-Dystopie à la „Mad Max“ mit einer Nackten im Käfig, der Frontman Blackie Lawless jeden Abend die Kehle durchschneidet, einem Totenschädel, aus dem er Kunstblut trinkt, und ein paar Pfund „raw meat“, das er dem Publikum vorwirft. Seine Bühnenbuxe ist mit einem Kreissägeblatt im Schritt geschmückt, und die ziert dann auch das Cover der ersten Single, „Animal (Fuck Like A Beast)“. Diese kalkulierte Geschmacklosigkeit ruft postwendend Tipper Gores Kinderschutzverein PMRC auf den Plan und verhilft der Band zu enormer, kostenloser Publicity. Ihre blutverschmierten, infantil grimassierenden Gesichter kannte man schon, bevor ein Ton von ihnen zu hören war.

Ihre blutverschmierten, infantil grimassierenden Gesichter kannte man schon, bevor ein Ton von ihnen zu hören war

Die Musik kam dabei manchmal zu kurz. Zu Unrecht, wie dieses Boxset der „Capitol Years“ zeigt. Auf den ersten drei Alben, „W.A.S.P.“ (3 Sterne), „The Last Command“ (3,5 Sterne) und „Inside The Electric Circus“ (2 Sterne), spielen Lawless und Co. eingängigen Achtziger-Party-Metal, der nicht zuletzt stimmlich stark an Quiet Riot erinnert, den Sexismus aber mit einer debilen Durchgeknalltheit zelebriert, dass der sich eigentlich selbst entlarvt. Nach dem mauen Konzertmitschnitt „Live … In The Raw“ (2 Sterne) versucht sich Lawless auf „The Headless Children“ (3,5 Sterne) an erwachsenen Themen.

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Auch kompositorisch will er jetzt mehr. Das „Quadrophenia“-Cover „The Real Me“ wirft dann bereits seine Schatten voraus. „The Crimson Idol“ (3,5 Sterne) ist eine „Rockoper“ über den Aufstieg und Fall des fiktiven Musikers Jonathan Steel, die mal nicht in Überambitioniertheit ersäuft. Ein zusätzliches Album mit Bonustracks und B-Seiten bildet das Schlussstück dieser Edition, die der Band sicher keine neuen Fankreise erschließt, aber die alten noch einmal amüsiert den Kopf schütteln lässt.