Weezer :: Weezer (Red Album)
Ein Gemischtwarenladen von recht unterschiedlicher Qualität.
Sehr umsichtig von Weezer-Schlauerle Rivers Cuomo, dem nach liebgewonnener Band-Marotte abermals selbstbetitelten, sogenannten „Red Album“ gleich ein paar Kommentare zum Gebrauch beizufügen: „I’m gonna do the things I wanna do/ I ain’t got a thing to prove to you“, gibt er in „Pork And Beans“ Bescheid — die Trotzköpfchen-Antwort aufden Vorschlag des Labels, doch ein bisschen Mainstream-schmiegsamer zu werden.
Mehr Weezer wird dieses Album nicht mehr: milde Text-Exzentrik, ein herrlicher Rawummsrefrain, eine hübsche Timbaland-Verhohnepiepelung und die programmatische Ankündigung, Süßes in Kombination mit Schweinebauch mit Bohnen verzehren zu wollen. Das Cover, eine zeitgenössische Neuinterpretation der Village People zeigt, was zu der Schoki-Schinken-Pampe noch alles dazugerührt werden soll.
„The Greatest Man That Ever Lived (Variations Of A Shaker Hymn)“, eine irre, epische Nummern-Revue von Dickhosen-Rap über Queen-Bombast, Marschchor bis Falsettgesang. Ein Suchbild mit einem knappen Dutzend verschiedener Genres, die um ein gemeinsames Thema sortiert sind. Leider funktioniert das in der restlichen Zeit nicht mehr so gut, wie in einem Gemischtwarenladen liegen hier Zuckerstangen neben Gurken. In einem seltenen Anfall von Demokratiewahn hat Rivers Cuomo dieses Mal sein Mikro auch an die Bandkollegen weitergegeben — keine sonderlich gute Idee, denn die Ergebnisse sind ausgesprochen belanglos: das sonderbar kehlige „Thought I Knew“, gesungen vom zweiten Gitarristen Brian Bell, „Cold Dark World“, gesprechsingsangt von Bassist Scott Shriner, und der beliebige schrundige Rocksong „Automatic“, gesungen von Drummer Patrick Wilson. Dazwischen glänzen Cuomos eigene Beiträge — und erinnern ein wenig an den alten Trick gutaussehender Mädchen, sich mit einer hässlichen Freundin auszustatten, um noch mehr zu glänzen.
Das rote Album – halb von Rick Rubin, halb von Jacknife Lee produziert – ist darum leider nicht stimmig in seiner Vielfalt, sondern eher konfus wie ein aufgescheuchtes Huhn. Es wäre hübsch gewesen, wenn „Weezer“ gerade nach den kapriziösen Unternehmungen seit „Maladroit“ an die pure Weezerhaftigkeit des blauen und grünen Album hätte anknüpfen können — die Elementarfarben als elementare Bandessenz. Funktioniert halt nicht immer so, mit den Metaphern.