YinYang

Trance auszulösen war und ist eine Hauptfunktion von Musik, jedenfalls außerhalb des westlichen Kulturkreises. Dabei geht es weniger ums Ausspacen oder Highwerden, sondern um sozialen Service. Die Schamanen reisen nicht zum Spaß in die „Nichtalltägliche Wirklichkeit“, sondern haben gefälligst zu heilen und Rat zu geben. Monotone Trommelschläge von vier bis sieben Schlägen pro Sekunde oder minimalistische Patterns (stets wiederkehrende und sich überlagernde Figuren) verlangsamen die Gehirnwellen auf die „Theta-Frequenz“ und aktivieren „paranormale“ Informationsquellen. Gewagt greifen die Ibiza-Ethnofreaks KARIBUNI mit „Wekome Tb UniversalTnmce“ (EPA) auf Traditionen zurück, da ein halbes Dorf von Musikerinnen in spontaner Improvisation ein vielstimmiges Klanggewebe entstehen läßt Dazu singt oft jemand – hier meist in nordafrikanisch-arabischer Diktion – von den alten Zeiten und Geistern. Das Stück „Etno-Tec-No“ macht mit seinem Titel und akustischen Trancebeats das Programm klan zurück zu den Wurzeln. 4,0

Für den jungen Trommler NY-ANYO ADDO aus Ghana gehört Trance zum Alltag. Wie seine Verwandten, die Trommler Mustapha Tettey Addy (neueste CD: „Secret Rhythms“) und Aja Addy („The Mediane Man“) steht Addo in der Tradition der Tigari-Priester. Und wie deren Platten ist sein Debüt-Album JU’s In Tmnce Now“(TlS) auf dem kleinen V&ltwunder-Label erschienen. Welche der zwölf Titel direkt auf Trance ausgerichtet und welche einfach zum fröhlichen Feiern gedacht sind, läßt sich so ohne weiteres nicht heraushören. Große Standtrommeln und die kleineren talking drums, Ballaphone, Röten und Gesang kommen in Rhythmen zusammen, die ebenso suggestiv wie erfrischend wirken, 4,0

Bei aller Virtuosität der Melodie-Instrumente Flöte (Lenny Mac Dowell) und Oud (Dhafer Youssef) kann auch BLUE PLANET: „Peace For Kabul“(BlueFlame/BMG)unterdem Trance-Aspekt gehört werden, speziell bei den für die Derwisch-Tänze typischen Tempo-Steigerungen des gleichförmigen Rhythmus. Dhafers arabischer Gesang und Hakim Ludins Spiel mit immer neuen Schlaginstrumenten und Klangobjekten schaffen zusätzlich die magisch-emotionale Atmosphäre. Das musikalische Gebet ist es wert, erhört zu werden.

4,0

Freunde von Tangerine Dream und Perry Rhodan mögen auch bei seiner Musik in eine Art Trance fallen: CHRISTOPHER FRANKE, Mitbegründer der Berliner Schule, aus der Anfang der 70er Jahre die erste Welle elektronischer Pop-Rock-Space-Musik hervorging, hat sich mit seinem Berliner Filmorchester und Top Elektronikstudio in Hollywood auf Vertonungen von Schriften wie „Perry Rhodan“ oder „Celestine Prophecies“ sowie auf Soundtracks spezialisiert: Roland Emmerichs „Universal Soldier“, TV-Serien wie „Walker – Texas Ranger“ und „Babylon 5“. Im Booklet der CD „Babylon 5, Vol.2“ springen einem Captain Franke und ein bunter Star-Trek-Abklatsch entgegen. Die Musik ist da differenzierter. Bei aller Bombastik des Symphonischen und einer gewissen Sprunghafügkeit in der musikalischen Entwicklung von Themen: spannend gemacht. 3,5

Eingeweihte wissen: Wir sind im Jahr der Venus. Dazu passen die zarten Klänge, die Klangtherapeut und Multi-Instrumentalist Richard Hiebinger in Talk-X vorführte und als SAXAMA auf „Yin Tao“ (AIM/ Aquarius) seiner Muse widmet. Indische und japanische Bambusflöte, Cello (Cornelia Balog) oder Oboe (Clara Dent) zur chinesischen Harfe, Piano, Gitarre – in den spritzig-feinen Improvisationen zeigt sich das Yin von seiner freundlichsten Seite. 4,0

„The Shadow Of My Soul“ von XIAME hat die perkussiven brasilianischen Wurzeln durchaus im Boden der Trance, steht aber doch, wenn Naja Storebjerg den Schatten ihrer Seele besingt, zugleich ganz in der Tradition des amerikanischen Popsongs. So ist das tranquilierende Amalgam überraschenderweise auch noch nichts weniger als hitverdächtig. 4,5

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