Yo La Tengo – And Then Nothing Turned Itself Inside-Out

Nach nunmehr 11 Veröffentlichungen in 14 Jahren ist das Trio aus Hoboken, New Jersey, längst zu einer Indie-Rock-Institution mit immer längeren Plattentiteln und immer langsameren Songs geworden. Das letzte Manifest der Zurückhaltung („I Can Hear The Heart Beating As One“, 1997) beispielsweise war so beruhigend, dass man glaubte, jede Äußerung, jede Bewegung, die man tat, sei zu vieL Stattdessen kamen verloren geglaubte Erinnerungen an Love oder Velvet Underground auf- Einflüsse, die die Band nie leugnete. War doch die B-Seite ihrer ersten Single ein Love-Cover, mimten sie doch im Film „I Shot Andy Warhol“ dessen New Yorker Proteges. Im Video zu „Sugarcube“ (1997) schließlich besuchten Yo La Tengo eine fiktive „Rock-School“, feilten an ihrer Corporate Identity und endeten, maskiert rockend, als Kiss. So bricht man mit Klischees.

Und dennoch hält „And Then Nothing Turned Itself Inside-Out“, was der Titel verspricht: fragiler, country-inspirierter Folk-Pop, der mit einer einzigen Ausnahme („Cherry Chapstkk“) fast gänzlich akustisch vorgetragen wird. Schon der Opener „Everyday“, getragen vom zweistimmigen Gesang Georgia Hubleys und Ira Kaplans, schwingt sich, wie aus dem Nichts kommend, hinauf zu den Höhen gravitätischer Schönheit Die Instrumentierung ein Mantra, die Inszenierung gespenstisch, ja geisterhaft. In „Saturday“ wird die beinahe vollkommene Harmonie durch eingestreute Dissonanzen geschickt gestört, während „The Crying Of Lot G.“ eine Parallelwelt erschafft, in der man sich problemlos selbst vergessen kann. Verwunderlich, wie Yo La Tengo es letztlich immer wieder schaffen, ihre hypnotisch anmutenden Träumereien so zu präsentieren, dass sie zumeist zu angenehmer Melancholie, niemals aber zu Langeweile fuhren. Sozusagen aufgelockert durch eine der bei Yo La Tengo schon immer beliebten Cover-Versionen (diesmal George Mc Creas „You Can Have It All“) endet dieses Album im Nichts: Das 17-minütige „Night Falls On Hoboken“ ist ein tröstender Epilog, der nie ein Ende zu finden scheint Und wer bei diesem traditionell leisen Abschluss, der keine Störung überleben würde, trotzdem an Sonic Youth denkt, weiß: Für Hoboken wird hiermit eine eigene „Diamond Sea“ erschaffen.

Dann herrscht wieder Stille.

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