„Offenkundige Zensur“: Colbert solidarisiert sich mit Kimmel
Meinungsfreiheit auf der Kippe? Das denkt Late-Night-Talker Stephen Colbert über die Absetzung von „Jimmy Kimmel Live“.
Nachdem die Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live“ wegen der Kritik zur Medienberichterstattung über die Tötung des ultrarechten Influencers Charlie Kirk abgesetzt wurde, äußerte sich nun Late-Night-Moderator Stephen Colbert zur Situation.
Auch er erlebte die vom US-Präsidenten und seinen politischen Scharfmachern vollzogene „Kultur der Konsequenzen“, als er während seiner Sendung im Juli scharfe Kritik an Donald Trump übte. Nun solidarisierte sich Colbert öffentlich mit Jimmy Kimmel.
US-Talkshows geraten ins Fadenkreuz
Es ist keine gute Woche für die Meinungsfreiheit in den USA. Am Abend des 15. September kommentierte der Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel die Tötung von Charlie Kirk. Dabei deutete er an, dass der mutmaßliche Schütze, Tyler Robinson, ein republikanischer MAGA-Anhänger und Trump-Unterstützer sei.
Kimmel sagte: „Die MAGA-Gang versucht verzweifelt, diesen Typen, der Charlie Kirk ermordet hat, als alles andere als einen von ihnen darzustellen, und sie versuchen alles, um daraus politisches Kapital zu schlagen“. Nur kurze Zeit später teilte das TV-Netzwerk ABC mit, dass die Late-Night-Show auf Druck der US-amerikanischen Medienaufsichtsbehörde (FCC) für unbestimmte Zeit abgesetzt werde.
Es ist nicht das erste Mal, dass eine Sendung aufgrund vermeintlich kontroverser Aussagen liberal-demokratischer Talkshowmoderatoren unter Druck gesetzt wird. Man denke nur an „The Late Show with Stephen Colbert“, die bald eingestellt wird, nachdem Colbert die Muttergesellschaft des Senders, Paramount, dafür kritisierte, einen Rechtsstreit mit Donald Trump über 16 Millionen US-Dollar beigelegt zu haben.
Öffentlich wurde die Einstellung der Show mit finanziellen Schwierigkeiten begründet, einige vermuten jedoch, dass neben ökonomischen Interessen besonders auch politische Einflussfaktoren in die Entscheidung hieinspielten. So reagierte Präsident Donald Trump fast euphorisch auf Colberts baldige Absetzung. Auf Truth Social schrieb er: „Ich finde es großartig, dass Colbert gefeuert wurde. Ich habe gehört, Jimmy Kimmel soll der Nächste sein.“
Umso weniger verwunderlich also, dass Stephen Colbert seinen Moderatorkollegen Kimmel in seiner Sendung am 18.September leidenschaftlich verteidigte. Colbert bezeichnete etwa die Suspendierung Kimmels als „offenkundige Zensur“ und kritisierte sie als Werk eines „Autokraten“ — gemeint ist natürlich Donald Trump. „Einem Autokraten kann man keinen Zentimeter nachgeben“, sagte Colbert seinem Publikum. Er widmete die Abendshow Kimmel und seinem Team: „Jimmy, ich stehe zu 100 % hinter dir und deinen Mitarbeitenden“.
Colbert selbst wird seine Sendung nur noch bis Mai 2026 ausstrahlen dürfen.
Sorge um die Meinungsfreiheit
Die Absetzung von „Jimmy Kimmel Live“ sorgte für heftige Reaktionen im Netz. Viele prominente Personen, darunter etwa Schauspielerin Wanda Sykes oder Ben Stiller, äußerten sich empört und vermuteten ebenfalls von der Trump-Adminstration provozierte Zensur. Während der stellvertretende Stabschef des Weißen Hauses die Absetzung der Late-Night-Show als Beispiel für eine neue „Kultur der Konsequenzen“ bezeichnete, brandmarkte der demokratische Senator Ed Markey das Vorgehen als „lupenreine Zensur“.
Charlie Kirk wurde am 10. September während eines Auftritts auf einem Universitätscampus im Bundesstaat Utah erschossen. Der 31-Jährige galt als einer der einflussreichsten rechten Aktivisten und als Sprachrohr von Präsident Donald Trump für junge Menschen. Nach Angaben der Behörden schoss der 22-jährige Tyler Robinson von einem Dach aus auf Kirk. Er wurde festgenommen und von der Staatsanwaltschaft wegen Mordes angeklagt.