Stephen King zu ROLLING STONE: Darum hat Bob Dylan den Nobelpreis verdient

Die das nicht gut finden, sind "Neidhammel": Im Gespräch mit dem amerikanischen ROLLING STONE erklärt Horrorschriftsteller Stephen King, warum Dylan zu Recht den Literaturnobelpreis bekommt.

Stephen King verteidigt die Vergabe des diesjährigen Literaturnobelpreises an Bob Dylan. Horrorschriftsteller King, mit mehr als 400 Millionen verkauften Büchern einer der erfolgreichsten Autoren aller Zeiten, sagte zum amerikanischen ROLLING STONE: „Wer sich über diese Auszeichnung ärgert, hat entweder keine Ahnung oder ist einfach nur eifersüchtig (Original: „People complaining about his Nobel either don’t understand or it’s just a plain old case of sour grapes“).

Stephen King
Stephen King

Im Gespräch mit den Kollegen erinnert sich der 69-Jährige daran, wie er mit der Musik des heute 75-Jährigen Dylan aufgewachsen ist. King war 1975 mit dem Schreiben von „The Shining“ beschäftigt, als er Dylan und die Rolling Thunder Revue sah, in seinem Heimatstaat Maine.

Wo warst Du, als Kennedy …?

Als er nun erfahren habe, dass der Musiker mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet werde, sei er vor Freude ausgerastet („over the moon“). Er weiß noch genau, er saß am Frühstückstisch und las vom Ereignis. „Das war so, als würde man später sich noch genau daran erinnern können: ‚Wo warst Du als Kennedy erschossen wurde?'“

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„Ich war 14, als ich Bob Dylan erstmals hörte, auf dem Autorücksitz, ich kam aus dem Kino. Der DJ spielte ‚Subterranean Homesick Blues‘. Ich war angestachelt.“

Die Hammerzeile sei für ihn gewesen: „The pump don’t work since the vandals took the handle.“ Das habe den Nagel auf den Kopf getroffen.“Was mich am Folk bewegt, waren nicht unbedingt Dylan-Songs wie ‚Masters Of War'“.

„Subterranean Homesick Blues war Poesie ohne erzählerischen Faden. Es war reine Emotion“

King vergleicht Dylan mit Paul Simon um Unterschiede herauszustellen. „Es existiert eine Extended Version von ‚The Boxer‘ mit der Zeile ‚After changes upon changes we are more or less the same‘. Solchen Ausdruck schafft nur gute Popmusik. Ich behaupte, ohne Dylan hätte Simon nur im Brill Building (eine Songschmiede für leichtfüßigen Pop) gearbeitet und Stücke wie ‚Hey Schoolgirl‘ komponiert, wie ganz am Anfang. Dylan öffnete vielen Leuten die Tür.“

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Der Schriftsteller berichtet von Diskussionen mit Leuten, die Dylan abwerten, ihn für Stücke wie „Desolation Row“ als „drittklassigen T.S. Eliot“ bezeichnen. „Sorry, aber die beiden lassen sich nicht vergleichen“, so der Autor. Und: „Im Gegensatz zu etwa den Kinks oder Van Morrison hatte er sich später nie wiederholt oder gar selbst imitiert.“

Ein interessantes Urteil fällt King zum Spätwerk des Musikers, dem „Christmas album and the Frank Sinatra stuff“. Da sagt King: „Ok, das hat er sich verdient. Da kann man Nachsicht zeigen.“

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Nie, sagt er, habe er Bob Dylan treffen können. Aber mit seinem Freund John Mellencamp habe er viele Gespräche über den Songwriter geführt.

„Wer sich über den Nobelpreis für Dylan beschwert, der hat entweder keine Ahnung oder ist einfach nur eifersüchtig“

King, der sich wohl keine Hoffnungen darauf macht, je mit den Literaturnobelpreis ausgezeichnet zu werden, gibt auch Schriftsteller-Kollegen wie Gary Shteyngart, die die Vergabe an den Musiker thematisierten, einen Rat mit auf den Weg: „Well, I’ve got news for you, Gary: There are a lot of deserving writers who have never gotten the Nobel Prize. And Gary Shteyngart will probably be one of them.“

Photo of Bob DYLAN

Das sei keine Beurteilung von Shteyngarts Werk. Denn: „Man muss schon mit Faulkner auf einer Höhe stehen, falls man Amerikaner ist“, um Chancen auf die höchste literarische Auszeichnung zu haben.

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Am Ende präsentiert Stephen King eine einfache Rechnung, die für die Qualität Bob Dylans stehe: „Auch meine Kinder hören seine Musik, ebenso meine Enkel. Das macht drei Generationen. Das steht für Dauer und Wert. Die meisten Popmusiker sind wie Motten vor der Lampe. Sie umschwirren das Licht eine Weile, dann gibt’s einen kurzen Blitz – und weg sind sie. Dylan nicht.“

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Harry Scott Getty/Redferns
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