Steven Seagal: Fake-News über Einsatz für Putins Truppen

Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst: US-Podcaster Joe Rogan hatte behauptet, der Action-Star würde gegen die Ukraine kämpfen

Mit seinen Kampfkünsten, die er in dutzenden Martial-Arts- und Action-Filmen zur Schau stellte, ist US-Schauspieler Steven Seagal („Nico“, „Hard to Kill“) der perfekte harte Hund. 2016 ließ er sich nach Russland einbürgern, im letzten Jahr trat er der regierungsnahen Partei Gerechtes Russland bei. Als russischer Sonderbotschafter in den USA schien er ein perfekter Kandidat für Propaganda im Ukraine-Krieg zu sein.

Das dachte sich auch US-Podcaster Joe Rogan, der zuletzt Corona-Leugnern und Schwurbel-Spezis eine Plattform auf seinem Spotify-Kanal geboten hatte. Mal eben so und ohne jegliches Fact-Checking teilte Joe Rogan ein Bild eines angeblichen Artikels des Nachrichtensender CNN, das Steven Seagal zeigt, wie er mit russischen Spezialeinheiten gegen die Ukraine kämpft.

Nach belustigten bis bitterernsten Spott-Kommentaren musste Rogan einräumen, dass er auf eine halbgare Photoshop-Montage hereingefallen war. Seitdem ist das Posting von seinem Account verschwunden. Medien-„Profi“ Rogan hätte allein über die schräge Orthographie ohne jegliche Kommasetzung im Begleittext zu der Kriegs-Schotte stutzen müssen. Zudem hätte ein einfacher Gegencheck bei CNN keinerlei aktuelle Steven-Seagal-Fundstelle ergeben. Und schließlich scheint sich Rogan auch nicht sonderlich mit der Handkanten-Filmographie Seagals auszukennen. Das abgebildete „Ukraine-Foto“ ist ein vielfach verwendetes Motiv aus dem 2017-Film „Cartels“.

Doch wie Joe Rogan schon bei den lockeren Plaudereien mit seinen teilweise grenzwertigen Gästen bewiesen hatte: Ein großer Freund von Recherche und Fact-Checking ist er nicht.
Zu seiner Verteidigung kann man immerhin sagen: Er hat seinen Lapsus öffentlich zugegeben. „Ich habe meinen früheren Beitrag über Steven Seagal in der Ukraine gelöscht, weil es eine Parodie war, was letztlich offensichtlich war. Doch ehrlich gesagt, wäre es auch nicht überraschend gewesen, wenn es wahr wäre“, schrieb er in seiner Instagram-Richtigstellung. „Er wurde 2017 aus der Ukraine verbannt, weil er als nationales Sicherheitsrisiko eingestuft wurde. Ich hoffe, wie ihr alle, dass die tragische Situation dort schnell geklärt wird.“

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Laut der US-Ausgabe des ROLLING STONE hat die Fake-Info in den wenigen Stunden ihres Daseins über 400.000 Likes und rund 11.000 Kommentare erhalten. Im Gegensatz dazu lag Rogans Korrektur zum Zeitpunkt der Erstellung des RS-Textes bei etwa 170.000 Likes und 3.000 Kommentaren. Die Kollegen halten es für wenig wahrscheinlich, dass die Korrektur eine ähnlich hohe Reaktionsquote wie die spektakuläre Putin-Kombattanten-News erzielen wird.

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