ESC-Halbfinale: Und hier scheiterten Dänemark, Tschechien und Belgien?

Eine schwer überschaubare Gemengelage zwischen Operette und Balladen, Euro-Dance und Zirkusnummern

Zu viel kann etwas Wunderbares sein. Die Moderatorin Petra Mede übertrieb die Hinweise auf die SIEBEN Siege der Schweden beim zweiten Halbfinale des Eurovision Song Contest in Malmö womöglich ein wenig. Ja, sie lieben den Wettbewerb und machen das mit der gebotenen Ironie, sie ehren frühere Kandidaten, die Gewinner und die Verlierer, sie haben einen Sinn für die große Geschichte des ESC.

Und darum wurden in einem lustigen Film – „Sie wollten es so sehr“ – Ralph Siegel als Rekordteilnehmer mit 24 Beiträgen und Scooter als gescheiterte Kandidaten beim deutschen Vorentscheid gewürdigt. Plötzlich sahen wir ein Foto des deutschen Songschreibers neben Elton John, der sich auch einmal beworben hatte. Auch wurde des legendären Norwegers Jahn Teigen gedacht, der seit 1978 dreimal antrat (und einmal mit null Punkten). In einer opulent choreografierten Musical-Pausennummer bedauerte Petra Mede, dass immer Schweden gewinnt. Am Ende traten die drei rührenden Herreys auf, die 1984 mit „Diggi-Loo Diggi-Ley“ gesiegt hatten.

Noch abwesend waren Loreen, die zweifache Siegerin, und Abba, die einfachen Sieger. Aber am Samstag ist das Finale, und Petra Mede (dreimalige Moderatorin) ist auch dabei.

Zu viel ist auch die Operette „The Code“ des Schweizers Nemo. Mit Püschel und Röckchen überquerte Nemo mehrere schräge Rampen und verschiedene Genres, aber ein Song ist es nicht. Jawohl, „Bohemian Rhapsody“! Die israelische Sängerin Eden Golan qualifizierte sich mit „Hurricane“, einer der wenigen konventionellen Balladen des Wettbewerbs, für das Finale. Ihr Lied hieß zunächst „October Rain“ – es musste umgeschrieben werden, weil „politische Äußerungen“ nicht erlaubt sind. Erlaubt war aber „Europapa“ des niederländischen Clowns Joost Klein, ein albern-populistischer Wir-haben-uns-alle-lieb-Bumms. Die reizende Österreicherin Kaleen mit dem knallig-altertümlichen Euro-Dance-Hymnus „We Will Rave“ wurde ebenso gewählt wie die Griechin Marina Satti mit „Zari“, die eine fabelhafte Schau mit Tänzern darbot.

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Schwer überschaubare Ensembles mit Kostüm- und Zirkusnummern qualifizierten sich auch: Estland vereint mit 5Miinust & Puuluup heimische Tradition und, wahrscheinlich, Komik, Norwegen bemüht das Mittelalter (Knödelsängerin und Metal-Gitarren), Nutsa Buzaladze („Firefighter“) für Georgien und Ladvaniva („Jako“) für Armenien belehnen enthemmt die Folklore ihrer Länder. Man weiß nicht, weshalb Bewerberinnen wie die Dänin Saba mit „Sand“, die Tschechin Aiko mit „Pedestal“ und der Belgier Mustii mit „Before The Party’s Over“ scheiterten. Sie sangen Lieder ohne Brimborium, und die waren ganz gut.

Nicht so gut wie die Lieder der gesetzten Franzosen, der Italiener und der Spanier allerdings, die hier außer Konkurrenz vorgetragen wurden. Die Franzosen haben übrigens gar nicht so oft gewonnen, wie man denkt.

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