Rangleklods: der Mönch am Mischpult

Der dänische Elektro-Musiker Rangleklods zählt zu den Hoffnungsträgern des Electro. Im April erscheint eine EP – und am Freitag gab der Däne ein Konzert in Berlin.

Wenn er nicht über seinem Pult hängt, animiert Rangkleklods das Publikum, er tanzt, bewegt seine rechte Hand zu den Beats, dirigiert sowohl sich als auch die Menge. Besonders laut kreischen die verschwitzten Mädchen in der ersten Reihe auf, als die ersten Takte von „Clouds“ zu hören sind.

In der Elektro-Szene ist Rangleklods bereits bekannt. Der Stil des Dänen – verträumte, fast märchenhafte Melodien kombiniert mit pompösen Trommeln und elektronischen Beats – erinnert erfreulich an den einen Mann aus Frankreich Namens „Woodkid“, der innerhalb des letzten Jahres seinen Durchbruch feierte. Rangleklods trat 2012 auf dem Roskilde-Festival auf und hat danach beim Hamburger Reeperbahn-Festival gespielt.  

Rangleklods Konzert im Festsaal Kreuzberg ist nahezu ausverkauft – dabei wurde sein Auftritt vorab nicht einmal plakatiert. Das Publikum setzt sich wohl aus jungen Facebookern zusammen, die sich übers Netz auf die Veranstaltung hingewiesen hatten, und aufmerksamen Blog-Lesern; aber sogar ein paar ältere Musikfreunde stehen beim Mischpult.

Vor dem Auftritt lümmelt Esben Anderssen, wie Rangleklods bürgerlich heißt, auf einem sehr niedrigen Sofa, er hat die Beine auf den Tisch gelegt und balanciert eine Wasserflasche auf seinem Bauch. Seine Stimme klingt weit weniger tief und „dröhnend“ als die imposante Singstimme, die er als Rangleklods auf der Bühne präsentiert. Einst hat Esben in Berlin gewohnt, in Neukölln, damals als die Mieten noch sehr billig waren. Mittlerweile wohnt er wieder in Dänemark. „Berlin ist eine Stadt, in der man Dinge zwar gut beginnen, aber recht schlecht zu Ende bringen kann“. Die meiste Zeit verbringt er im Studio – die Tüftelei koste Zeit, „an manchen Songs arbeite ich fast 300 Stunden“. In Kopenhagen hat er sein erstes Album „Beekeper“ fertiggestellt, das letztes Jahr veröffentlicht wurde.

Bislang war der Däne mit der Gitarristin Tikki Hasselriis aufgetreten. Aber die Frau, die im Backstageraum auf dem Sofa sitzt und später neben ihm auf der Bühne stehen wird, heißt nicht Tikki sondern Pernille. „Es gab einige Verwirrung“, erklärt Esben. „Für mich hat das Projekt Rangleklods keine feste Struktur. Für das kommende Album wollte ich etwas Neues ausprobieren.“ Anstelle der Gitarristin kommt Pernille. Sie hatte bislang im Hintergrund mit Esben an dem Projekt gearbeitet (die beiden sind seit einigen Jahren ein Paar). Wenn im April eine neue EP veröffentlicht wird – den Namen müssen die beiden noch finden –, gehört sie dann offiziell zum Projekt.

Auf der Bühne steht Rangleklods hinter einem langen Tisch voller technischer Gerätschaften: Computer, Effektgeräte, mehrere Pulte, ein selbstgebauter Sensor mit dem er – ähnlich wie bei einem Theremin – Klänge durch Handbewegungen erschaffen kann. Von den Seiten des Tisches hängen dutzende Kabel. Bevor er den ersten Knopf berührt, schließt Rangleklods die Augen und senkt seinen Kopf auf seine gefalteten Hände. In der Pose sieht er mit seinem Topfhaarschnitt aus wie ein Mönch. Mit dem ersten Beat erscheinen hinter der Bühne drei bunte Quadrate, die im Takt aufleuchten. Die Menge im Festsaal jubelt und zuckt zum vorgegebenen Rhythmus. Rangleklods zuckt mit.

Dann beugt er sich zu seinen Knöpfen, das Mikro klemmt zwischen Schulter und Mund, hinter ihm schlägt der Schlagzeuger, der hinter ihm steht und wie in Trance auf sein Instrument hämmert. Pernille steht auf der rechten Bühnenseite, bedient ein Keyboard und singt. Manchmal klatscht sie in die Hände, für die Show aber ist Esben Anderssen verantwortlich. Immer wieder flackern bunte Quadrate und Rechtecke hinter den Musikern auf – die gut inszenierte Lichtperformance treibt das Publikum an, wenn der Sound in verträumten Chillut abweicht. Insgesamt ist das Programm etwas ruhiger als das Set, das Rangleklods mit Gitarristin Hasselriis vorgestellt hatte.

Pernilles phantastische Gesänge ersetzten jetzt die rockigen Riffs – Elektro meets Herr-der-Ringe. Das Publikum scheint die alte Gitarristin nicht zu vermissen, es wird getanzt, gejubelt und geklatscht. Zum Abschied verbeugt sich Rangleklods wieder, die Hände sind andächtig gefaltet. 

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