Roots

Olu Dara – Neighborhoods (Atlantic)

Er war mit „In The World: From Natchez To New York“ die positive Überraschung der Jazz-Saison 1998. Auf seinem späten Solodebüt verblüffte der jetzt 60-jährige Wahl-New Yorker vom Mississippi mit Songs, die wie das richtige Leben klangen. Reichlich tanzbare Realität mit Funk-, Blues- und Afro-Erdung findet sich auch auf, Neighborhoods“. In „Herbman“ etwa, der Hommage an Rob, den Gemüsemann von nebenan, lebt auch die Oma weiter, die einst daheim den Blues sang und Klein-Olu mit hausgemachter Naturheilung den Arzt ersparte. Auch die Erinnerung an lange Kinonachmittage mit dem Bruder ist ihm in „Bell & Ponce“ eine launige Reminiszenz wert. Auf den runden Groove seiner Band und illustre Gäste wie Dr. John (Hammond-Orgel) und Cassandra Wilson (zweite Stimme in „Used Tb Be“) ist Olu Dara nicht zwingend angewiesen. Gerade die fragilen Solo-Gitarren-Tunes „Strange Things Happen Everyday“ und »Tree Blues“ j rücken seine Persönlichkeit als Per- ‚ former dahin, wo sie hingehört: ganz nach vorn. 4,0

Wil Maring – The Turning Of A Century (ROAN PONY RECORDS)

Von Illinois nach Gremertshausen und zurück nach Nashvüle. Wil Maring, Country-Insidern als Stimme der Band Shady Mix bekannt, ist einen weiten Weg gegangen. Was sie dabei herausgefunden hat über sich selbst und die Menschen schlechthin, ließ Maring in elf scharf beobachtete, doch weich gezeichnete Songs einfließen. Ein bei Jimmy Martin entlehntes Traditional („Sunny Side OfThe Mountain“) macht den Akustik-Reigen mit Bluegrass-Schlagseite volL In den besten Momenten hier ist eine Nanci Griffith gar nicht so fern. Und zur Qualität der Musik sei gesagt: Nashville-Asse wie Rob Ickes mond-Orgel) und Cassandra Wille) packen ihre Instrumente gewiss nicht für jeden Gast aus good ole Germany aus. 3,0

Reto Burrel – Echo Park (BLUE ROSE/IN. AKUSTIK)

Die Schweiz hat mehr zu bieten als Hank Shizzoe. Die Songs dieses Mannes hier fanden immerhin die Gnade von Dwight-bakam-Macher Pete Anderson. Nur vertragliche Differenzen verhinderten die First-class-Produktion aus L.A. Dass das Material dann aber auch daheim bestand, spricht für die Güte der Songs ebenso wie für den gehobenen Standard Schweizer Studioschaffens, den Co-Produzent Ron Kurz auch schon für Mister Shizzoe setzte. Burreli versteht sich auch auf Gebrochen-Akustisches („Without A View“) und Pedal-Steel-Sehnsucht („Scratch On My Face“), steht aber sonst eher für kompakte Roots-Rocker, die sich durch melodischen Pop-Mehrwert auszeichnen. In seinen Adern fließt halt auch das Blut eines englischen Vaters. Trotzdem ein wenig bieder in schweizerischer Manier. 3,0

Georgia Middieman – Endless Possibilities (Giant/Aris)

Frau Middleman hat einen großen Mund und kleine Augen und verkaufte mit zehn Jahren ihren ersten Song für vier Dollar auf dem Schulhof. Hübsche Legende. In Nashville bekommt sie längst mehr für Songs, die von Martina McBride und Radney Foster interpretiert wurden. In eigener Sache gönnte man der Texanerin aber bisher nur sechs Werke, der Rest bitte von der Stange. Was dann schade ist, wenn sie vor Sarkasmus sprüht („Thriüed“). „Chemistry is not polite“, will sie noch die große Leidenschaft herbeitwangen.

Dabei ist JEndtessPossibilities“zu oft genau das: zu höflich. 2,5

PamTillis – Thunder & Roses -arista/aris>

Den „Space“, den Pam hier so putzmunter besingt, musste sie sich fern von Nashville erkämpfen. Um dann in den 90er Jahren doch wieder in den Country-Schoß zurückzukehren. Dort sucht Tillis Anschluss an die Lee-Ann-Womack-liga, als reife Frau mit dem gewissen Etwas. 3,0

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates