Tears For Fears

Songs From The Big Chair

Universal

Das Hit-Album des Duos von 1985 in einer üppigen Luxus-Edition

Von vielen wurden sie nur als hübsches Synthie-Duo angesehen, dabei behandelten Roland Orzabal und Curt Smith mit ihrem Debüt, „The Hurting“ (1983), Themen wie keine andere Band ihrer Zeit: Aufbegehren gegen die Eltern, Kindheitstraumata, Anti-Psychiatrie. „Songs From The Big Chair“, der Titel deutet es an, markiert nun den Wechsel in die Erwachsenenperspektive. Mit „Everybody Wants To Rule The World“ und „Shout“, zwei Liedern über innere Emigration, gelangen ihnen in den USA gar zwei Nummer-eins-Hits.

Tears For Fears, den zwei nie lächelnden Briten, gehörte 1985 die Welt, und als Waffen hatten sie gewählt: Soul-Feeling, Chöre, Big Beats. Doch dem Bombast folgten auch Momente überwältigender Schlichtheit, etwa auf ihrer bis heute schönsten Single, „Head Over Heels“ – das Crescendo zu Beginn unterläuft Orzabal in nächster Sekunde mit dem befreiten, schlendernden Gedanken: „I wanted to be with you alone/ And talk about the weather.“ Die „Limited Super Deluxe Edition“ (vier CDs, 67 Songs, zwei DVDs) bietet gegenüber der erst 2006 erschienenen „Deluxe Edition“ neues Material, darunter TV-Auftritte, Live-Songs, eine Doku, B-Seiten sowie gelungene Alternativen, etwa ein der Gesangsversion überlegenes Instrumental von „Mothers Talk“. Im Mittelpunkt der Remixes steht das appellative, marschierende, damals im Radio totgedudelte „Shout“. 1983 schon hatten Tears For Fears mit „The dreams in which I’m dying are the best I’ve ever had“ (aus „Mad World“) eine unvergängliche Zeile geschaffen. In „Shout“ ist es die Sentenz „They gave you life/ And in return you gave them hell“, die leider nicht in den Kanon der großen Songzitate einging.

Eddie Vedder und Kurt Cobain haben sechs Jahre später aus ähnlichen Zeilen Grunge gebaut. Tears For Fears dagegen verloren nach diesem Höhepunkt und mit dem Folge-Album, „The Seeds Of Love“, ihren Biss und ihre Schärfe, starteten das Unternehmen Weltumarmung – und scheiterten.