The High Llamas – Cold And Bouncy :: V2/RTD

Der Mann nimmt gern mal den Umweg. Als Sean O’Hagan unlängst den Hit „Twift“ der deutschen Techno-Artisten Mouse On Mars remixen sollte, ließ er nur den Rhythmus stehen, spielte aber die Melodie mit seinen High Llamas nach. Jetzt legt er mit seinem kleinen Pop-Orchester ein weiteres Album vor, und das Arbeitsprinzip ist hier gewissermaßen umgekehrt: Der irische Großarrangeur spannt ein weiteres Mal Harmonien so hell und erhaben wie das Himmelsdach, und die befreundete Avantgarde läßt dazu im Keller ihre Sequenzer blubbern und biepen.

Das klingt natürlich erst einmal höchst interessant, scheitert aber schon im Ansatz – die Liaison zwisehen den High Llamas und den Elektronik-Tüftlern entwickelt sich auf „Cold And Bouncy“ zur verhängnisvollen Affäre. Denn den Gästen wird kaum eine Chance eingeräumt, O’Hagans raumfiillenden Arrangements aus Streichern, Bläsern, Banjo, Keyboards sowie Stimmen ernsthaft noch etwas entgegenzusetzen. So bleiben ihre rhythmischen Tüfteleien leider bloß modernistischer Schnickschnack, und die Idee der Band als eine zu allen Seiten offene Angelegenheit, wie sie auch von den assoziierten Kräften Stereolab oder Tortoise betrieben wird, verkommt endgültig zur Farce. Das war abzusehen, denn O’Hagan, der singt und Gitarre spielt und nebenbei mal schnell die Streichersektion zusammenscheißt, kontrolliert – natürlich – seine Kunst bis ins kleinste Detail.

„Cold And Bouncy“, an dieser Erkenntnis fuhrt kein Weg vorbei, ist eine völlig überflüssige Angelegenheit. Zumal der Krautrock-Fan O’Hagan selbst zuvor schon gezeigt hat, wie elektronisch generierte Musik und klassisch arrangierter Pop einander befruchten können. Indem er nämlich – auf den vorherigen Alben „Gideon Gaye“ und „Hawaii“ die Harmonie durch die Technik der Repitition, die wir etwa bei Can finden, als potentiell unendliche Schleife inszeniert. „Track Goes By“ heißt einer der schönsten Tracks, der eben nicht vorbeigeht – zumindest nicht vor einer viertel Stunde – und der sämtliche Errungenschaften elektronischer Musik impliziert, ohne elektronisch zu sein. Schlimm also, daß dieses Album so ambitiös und kalkuliert daherkommt – obwohl die High Llamas in der Lage sind, mit leichter Hand die Pop-Geschichte auf den Kopf zu stellen.

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