Berlinale wehrt sich gegen antisemitische Hass-Posts

Nach dem Skandal-Abschluss der Berlinale reagiert die Leitung mit Worten und juristischen Schritten.

„Free Palestine From the River to the Sea“, dazu ein Pferd, das sich an einem Meeresstrand aufbäumt und alles noch mit Berlinale-Logo – diese und andere suggestiven Botschaften fluteten nach dem Abschluss der Berlinale die Instagramseite der Panorama-Sektion des Filmfestivals. Schnell wurde bekannt, dass der Kanal offenbar gehackt wurde. Die Leitung der Berlinale reagierte umgehend und löschte die Beiträge. „Diese Statements stammen nicht vom Festival und repräsentieren nicht die Haltung des Festivals“, hieß es in einer Mitteilung.

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Doch im Angesicht der intensiven Debatte, wie die versammelte Beletage der deutschen Filmindustrie sowie die anwesenden Berliner Politiker mit den auf der Bühne dargebotenen Solidaritätsbekundungen mit dem palästinensischen Volk umgingen, kam all dies zur Unzeit. Offen geäußerte Israel-Verachtung beim größten Kulturevent in diesem Land? Eigentlich undenkbar. Nun müssen die Scherben aufgesammelt werden.

Dazu wird der Instagram-Hass ein Nachspiel haben. Wie die Veranstalter am Montag (26. Februar) mitteilten, verurteile die Berlinale „diesen kriminellen Akt aufs Schärfste“ und habe „eine Untersuchung in die Wege geleitet“. Zudem sei Strafanzeige gegen unbekannt erstattet worden.

Reagierte die Berlinale-Leitung zu spät?

Nachdem zunächst Unsicherheit herrschte, wie mit dem von antisemitischen Botschaften begleiteten Ende der Berlinale umgegangen werden soll, reagierte zuletzt Festival-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek mit einer Klarstellung: „Die teils einseitigen und aktivistischen Äußerungen von Preisträger*innen waren Ausdruck individueller persönlicher Meinungen. Sie geben in keiner Form die Haltung des Festivals wieder.“

Man habe mehrfach während des Festivals Stellung zum Israel-Hamas-Konflikt genommen. Rissenbeek hatte in ihrer Rede den Angriff der Hamas vom 7. Oktober verurteilt und die Freilassung der Geiseln gefordert sowie an das Leid aller Opfer der Gewalt in Israel und in Gaza erinnert.

Dennoch versicherte Rissenbeek nachträglich: „Wir verstehen die Empörung, dass die Äußerungen einiger Preisträger*innen als zu einseitig und teils auch als unangemessen empfunden wurden.“ Die scheidende Festival-Chefin bemühte sich zu betonen, dass es sich bei all den Bekundungen nicht um die Position der Kulturveranstaltung handele, man aber für die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen den scheinbar unversöhnlichen Seiten ein Forum bieten möchte. „Wir müssen (…) auch Meinungen und Statements aushalten, die unseren eigenen Meinungen widersprechen, solange diese Stellungnahmen nicht Menschen oder Menschengruppen rassistisch oder anderweitig diskriminieren oder gesetzliche Grenzen überschreiten“, hieß es es weiter von Rissenbeek.

Man müsse sich dem kontroversen Thema stellen, „als internationales Filmfestival wie auch insgesamt als Gesellschaft“, schloss sie ihre Bemerkungen, und unterstrich, dass sie sich von den Gewinnerinnen und Gewinnern, die Stellung zum Krieg in Gaza bezogen, eine differenziertere Darstellung gewünscht hätte.

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