Björn Ulvaeus von ABBA: „Der Wettbewerb ist viel härter als in den 70er Jahren“

Der 76-jährige schwedische Musiker rät Songschreiber:innen stark davon ab, ihre Rechte per Copyright-Buyout zu verscherbeln.

Björn Ulvaeus, ABBA-Gründungsmitglied und einer der bekanntesten lebenden Songwriter, kennt sich mit Tantiemen gut aus: Der 76-Jährige hat während seiner gesamten Karriere mehr als 400 Millionen Tonträger verkauft, drei erfolgreiche Musicals geschrieben und ist heute Präsident der „International Confederation of Societies of Authors and Composers“ (CISAC) – eine Firma, welche die Rechte von mehr als vier Millionen Urheber:innen weltweit vertritt. Nun hat sich der schwedische Musiker in einem Interview mit dem Branchenmagazin „Billboard“ zu dem neuen Streaming-Zeitalter geäußert und über Urheberrechte, Tantiemen und die Unterschiede für Musiker:innen heute und damals gesprochen.

„Der Wettbewerb da draußen ist hart“

So erklärt er, dass der Wettbewerb um die Bezahlung von Songwriter:innen über die Jahrzehnte nur „härter“ geworden sei. „Es ist jetzt verlockender, weil das Urheberrecht viel mehr Geld für mehr Leute war, und Streaming hat natürlich einen großen Unterschied gemacht. Also denke ich, dass es jetzt einfacher ist, das zu tun“, so Ulvaeus. „Du bist so unsicher und du weißt nicht, ob dir jemand sofort Geld zahlt oder so, du weißt nicht, was damit passiert. Der Wettbewerb da draußen ist hart, und er ist viel härter als in den 70er Jahren, als Benny Andersson und ich es uns leisten konnten, von 9 bis 17 Uhr zu schreiben, weil wir Tantiemen bekamen.“

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Mitte April 2021 wurde eine Studie mit dem Titel „Rebalancing the Song Economy“ veröffentlicht, die der Songschreiber selbst in Auftrag gegeben hatte. Darin wird argumentiert, dass Songwriter:innen heutzutage ein weniger diversifiziertes Einkommen haben als performende Künstler:innen, weil sich ihr Gehalt ausschließlich aus dem Song zusammensetzt. Aufgrund der Beliebtheit, die sich Streaming-Plattformen wie Spotify und Apple Music seit Jahren immer mehr erfreuen, ist Streaming zur Haupteinnahmequelle von Songwriter:innen geworden – wirft aber längst nicht genug Geld ab.

Von Copyright-Buyouts sieht Björn Ulvaeus ab

Ein Weg, etwas mehr Geld aus der Sache herauszuschlagen, sind die sogenannten Copyright-Buyouts: Dabei kaufen Streaming-Dienste alle Rechte an einem Werk – und die Künstler:innen erhalten das Geld quasi als Pauschale im Voraus. Davon rät Björn Ulvaeus allerdings stark ab. Er erklärt: „Da ich selbst ein Songwriter bin und weiß, was das Urheberrecht für mich getan hat und wie stolz ich darauf bin, meine Rechte zu besitzen, würde ich jeden Songwriter:innen sagen: ‚Bitte tun Sie es nicht, es sei denn, Sie müssen es wirklich, wirklich tun‘.“

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„Sie haben fünf neue Lieder aufgenommen“

Seit vier Jahren warten Fans von ABBA auf die langersehnte Reunion von Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad. Wegen der Coronavirus-Pandemie wurde die Veröffentlichung von neuer Musik jedoch nun ein weiteres Mal verschoben. „Sie haben fünf neue Lieder aufgenommen. Sie hätten Ende letzten Jahres herauskommen sollen“, verrät Podcaster Geoff Lloyd, der mit Björn Ulvaeus gesprochen hatte. „Wegen technischer Schwierigkeiten und der Pandemie hat sich das Ganze verzögert. Aber er hat mir versprochen, dass die neue ABBA-Musik 2021 herauskommen wird.“ Gerüchten zufolge könnten zwei der neuen ABBA-Songs die Lieder „I Still Have Faith In You“ und „Don’t Shut Me Down“ sein, zwei Tracks, die eigentlich schon 2018 hätten erscheinen sollen.

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