BLAST FROM THE PAST

Seit 15 Jahren Gewalt & Gemetzel sie sind nicht totzukriegen, und ihr achtes Album „Diabolus In Musica“ zelebriert wieder das, was Heavy Metal in den späten 90ern so seltsam weltfremd macht: der Aufschrei der gequälten Kreatur, die den Auslöser seiner Qual aber nicht benennen kann.

Mit „Reign In Blood“ setzten die Kalifornier 1986 noch Standards, zumindest was ultraharte Riffs und infernalische Trommel-Exzesse betraf. Seitdem ist viel passiert auf der Welt, aber Tom Araya & Co. haben’s nicht gemerkt. Ein paar modische Samples, aber nicht ansatzweise der Versuch, wirklich modern zu klingen. Noch immer leben sie in der Zeit der Iron Maidens und Judas Priests – für die Drummer Paul Bostaph prompt eine Lanze bricht: „Heavy Metal war immer Underground, auch wenn er in den 80ern kurzfristig hochgehypt wurde. Das ist lange her. Und trotzdem: Metal wird überleben.“ Mit der Rolle des mißverstandenen Underdogs hat man sich eh abgefunden. „1986 kannte uns kein Schwein, und trotzdem haßte man uns. Tenor: ,Wir haben zwar nie einen Ton von ihnen gehört, aber wir mögen sie nicht. Weg mit ihnen‘.“ Araya lächelt, weil sie trotzdem nicht wegzukriegen waren.

Angesichts der durchaus sonnigen Natur der Herren kommt man allerdings doch ins Grübeln, ob die demonstrative Langzeit-Aggression wirklich mehr ist als nur lukrative Maskerade. Gitarrist King kontert geistreich: „Sie kommt aus meinem Hintern. Oder aus meinem kranken Kopf.“ Leider wollen weder King noch sein tätowierter Hintern über die Texte reden, abo übernimmt Araya: „Der Input kommt aus Büchern, Filmen, Nachrichten, Gesprächen.“ Auf Tour trug Araya den Kollegen gerne aus „American Psycho“ vor. Er weiß auch, daß man „textlich mal was anderes probieren muß. Aber das ist schwer. Es muß zu Slayer passen. Wir haben nun mal eine Vision.“ Und die wäre? Schweigen. „Das Leben. Das Leben ist genau so wie unsere Musik.“

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