„Bram Stoker’s Dracula“: Coppolas bester Film?

Regie: Francis Ford Coppola, Darsteller: Gary Oldman, Winona Ryder

Kann es sein, dass Coppolas Vampirfilm so gut ist wie „Der Pate“ und „Der Pate 2“? Aber sicher. Alle drei erzählen unsagbar traurig von einem Anti-Helden, der an seinem Machtwahn zugrunde geht.

Nichts sprach 1992 dafür, dass der seit zehn (!) Jahren von Misserfolgen geplagte New-Hollywood-Gigant Francis Ford Coppola dem grundsätzlich ausgeplotteten Universal-Studios-Obermonster frisches Blut zuführen könnte. Und doch tat er das. In sportlichen 127 Minuten – heute undenkbar – erzählt er vom Untergang des Grafen, und dessen Vorgeschichte als Vlad Dracul, das „Prequel“, gleich mit. Er engagierte, ein Jahr bevor Computereffekte zum Standard werden würden, die besten Maskenbildner und verkleidete seinen Untoten als Liberace aus der Hölle. Über Coppolas Vertrauen in den unbekannten Gary „Who?“ Oldman wurde vor Drehstart gelacht. Dies aber war Oldmans Beginn als Hauptdarsteller, er wurde zum Go-to-Maniac des 90er-Kinos. Heute gilt er als ein König seines Fachs; über Anthony Hopkins‘ Van Helsing sprach, nur ein Jahr nach „Schweigen der Lämmer“, niemand mehr.

Mehr als jeder andere „Dracula“ ist dies eine Liebesgeschichte, und, perfide, eine, in der Mina (Winona Ryder) trotz Erlösung vom Vampirbann dem getöteten, schockmumifizierten Ghul treu bleibt, sich vom hübschen Verlobten Harker (Keanu Reeves) abwendet. Wer hat sich je so ein Dracula-Filmende zugetraut?

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Die Leiden der gebissenen Jungfrauen werden 1897, ganz viktorianisches England, als Hysterie diagnostiziert. Aber woanders kündigt sich ein Zeitenwechsel an. In einer herrlich romantischen Sequenz folgt Dracula Mina in eine neuartige „Kinematographie“-Vorstellung, wo das „Wunder der modernen Zivilisation“ vorgestellt wird. Zuvor ließ Dracula sich für eine Londoner Straßenszene filmen. Das war – man kann das Meta-Ebene nennen – die Geburt des Blutsaugers als Kinostar. Und Coppolas liebevolle Verneigung vor einem Schurken, auf den er sein Leben lang gewartet hat (Plaion Pictures).

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