Cro beim Lollapalooza: Werft die Krücken weg!

Er hat sogar in einen weiblichen Backingchor investiert. Und Cro befindet: „Es hat Bock gemacht“.

“Wo sind die Hände?”, fragt der Pandamaske tragende Mann namens Cro an einer Stelle, und “Hände” spricht er aus wie “Händööö”, als wären wir hier auf der Kieler Woche. Er fragt auch: “Gibt’s hier irgendwelche Girls?” und das Publikum ist überdurchschnittlich weiblich, und es ist natürlich eine rhetorische Frage. Wo die Hände sind, das weiß er ja eigentlich auch. “Ist ja ein Feierwerk hier”, sagt er am Ende. Ist das ironisch gemeint? Würde das etwas ändern?

Cro spielt mit Live-Band und das ist nicht selbstverständlich. Viele seiner Hip-Hop-Kollegen rappen über Beats vom Band und behalten das Geld, das sie gemieteten Musikern auszahlen müssten, lieber selbst. Aber Cro hat sogar in einen weiblichen Backingchor investiert. Und seine Band ist gut. Eine Gruppe junger männlicher Musiker, die mit ihren Bärten und ihren Mützen und ihren Sonnenbrillen so aussehen, als würden sie eigentlich lieber auf der kleineren Alternative Stage spielen, mit ihren eigenen Projekten, die sie zweifellos haben. Auf jeden Fall legen sie sich bei dem Lied “Rockstar” mächtig ins Zeug, und “Rockstar” ist ja eigentlich “Banquet” von Bloc Party.

Die Hamburger R&B-Musikerin Ace Tee kommt für ein Lied auf die Bühne. Sie ist zurzeit in den richtigen Kreisen so schwer angesagt, dass es einen ein wenig verwundert, dass sie hier mitmacht. Denn Subkultur – oder, naja, “cool”– ist Cro ja nicht gerade. Aber hier ist sie nun und sie singt auf einem Lied vom neuen Album, und das Lied ist gut. “Applaus für die wunderschöne Ace Tee”, sagt Cro nach dem Lied. Ace Tee sagt verträumt “Danke”. Sie küsst ihn zum Abschied. Cro sagt: “Yo”.

Es geht auf das Ende zu. Er spielt “Einmal um die Welt” und “Traum” und ganz zum Schluss “Easy”. Er versucht es noch einmal mit Ansagen, aber so richtig gelingen wollen sie ihm wieder nicht. Er fragt wenigstens nicht ein zweites Mal, wo die Hände sind. Er ruft aber dazu auf, zu tanzen und zu springen, er sagt: “Werft die Krücken weg!”, und dann fällt ihm wohl ein, dass das eine inklusive Veranstaltung ist, mit Rollstuhlfahrern im Publikum, und er bricht die Ansage lieber ab.

“Es hat Bock gemacht!”, sagt er stattdessen.

Andreas Meixensperger
Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates