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John Lennon schrieb sich mit „Help!“ den Beatles-Kummer von der Seele

1965 war John Lennon die „Beatles-Chose“ über den Kopf gewachsen, wie er später dem ROLLING STONE erzählte. Heute zählt „Help!“ auch als der Vorreiter vieler Musikstücke, die sich mit mentaler Gesundheit auseinandersetzen.

„Help!“ sollte der Titeltrack des zweiten Beatles-Films werden – eine Slapstick-Action-Komödie, die ursprünglich für Peter Sellers konzipiert worden war. Komödie hin oder her: Der verzweifelte Unterton war nicht zu überhören, vor allem in Zeilen wie „And now my life has changed in oh-so-many ways/ My independence seems to vanish in the haze“.

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„Ich meinte es wirklich so“, sagte Lennon 1970 dem ROLLING STONE. „Die ganze Beatles-Chose wuchs mir über den Kopf.“

Spätestens 1965 war Lennon von dem ununterbrochenen Touren, Aufnehmen und Filmen erschöpft. Und wenn er einmal zu Hause war, fühlte er sich in der Villa außerhalb Londons, die er mit Cynthia und Sohn Julian bewohnte, komplett isoliert.

Beatles 1965

„Cynthia wollte ihn sesshaft machen“, so McCartney. „In dem Moment, als sie mir das sagte, wusste ich: Das ist der Kuss des Todes. Ich kannte meinen Freund. Das war das Letzte, was er wollte.“ Laut Harrison war Lennon „paranoid“, was sein Aussehen betraf. „Es war meine Fat-Elvis-Phase“, sagte Lennon selbst. „Ich aß und trank wie ein Schwein, ich war deprimiert – und schrie instinktiv nach Hilfe.“

Lennon ging es schlecht, McCartney großartig

Für McCartney sah die Situation völlig anders aus: Er blühte im Swinging London auf und war – ungeachtet einiger Affären – mit der Schauspielerin Jane Asher liiert, deren Familie ihm die Türen zur High Society öffnete. John „war definitiv eifersüchtig auf mich, weil er sich all die Sachen verkneifen musste. Es machten sich die ersten Risse in seinem Familienleben bemerkbar, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als sie zu übertünchen.“

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Lennon schrieb den größten Teil von „Help!“ zu Hause und holte dann McCartney zu Hilfe. Wie so oft traf man sich zu einer Songschreibe-Session in Lennons Musikzimmer und schloss den Song innerhalb weniger Stunden ab.

Lennon hatte „Help!“ eigentlich als Midtempo-Ballade angelegt, aber die Beatles peppten das Arrangement im Studio auf – mit Harrisons Surf-Gitarre, Starrs donnernden Tom-Toms und den umgedrehten Call & Response-Vocals, die das Trademark des Songs werden sollten. Trotzdem räumte Lennon später ein, dass „ich die Aufnahme nicht übermäßig schätze. Wir haben sie zu schnell gespielt, damit sie kommerzieller wurde.“

Keine Freude bei den „Help!“-Dreharbeiten

Auch das Filmen machte nicht mehr so viel Spaß wie früher. „Der Film glitt uns aus den Händen“, so Lennon im „Playboy“. „Bei, Hard Day’s Night‘ konnten wir noch mitreden. Aber bei, Help!‘ konnte uns Dick Lester nicht vermitteln, was wir da eigentlich machten.“


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Wobei alle Beatles eingestanden, dass das Problem nicht unbedingt bei Regisseur Lester lag. „Während der Dreharbeiten“, so Starr, „wurden Unmengen von Pot geraucht. Wenn man sich im Film unsere Gesichter anschaut, wird man viele rote Augen sehen. Wir rauchten schon zum Frühstück Gras“, so Lennon. „Niemand konnte mit uns kommunizieren. Wir waren in unserer eigenen Welt.“

GAB Archive Redferns

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