Kate Bush: Die Auftaucherin

Ein Wunschtraum wird wahr, und selbst nüchterne Kritiker glauben plötzlich wieder an Wunder: KATE BUSH hat ihre achte Platte fertig, nachdem sie zwölf Jahre wie vom Erdboden verschluckt gewesen war. Die Rückkehr, pünktlich zum Bush-Revival, und die große Frage: Was hat sie die ganze Zeit gemacht?

Wollen wir doch gleich mal mit der Tür ins Haus fallen: Ja, Kate Bush hat eine neue Platte. Wenn die Doppel-CD „Aerial“ am 7. November 2005 erscheint, ist es genau elf Jahre, elf Monate und zehn Tage her, daß die vorige Kate-Bush-Platte „The Red Shoes“ veröffentlicht wurde, ein Zeitraum, der selbstverständlich länger ist als die gesamte Karriere der Beatles, und: Nein, das Datum ist kein eigenartiges Jubiläum, wurde nicht anhand von Walwanderungs-Zyklen oder komplexen Mondphasen errechnet – es hat einfach so lange gedauert. Ende der Nachricht.

Die einzige tiefere Bedeutung dieses 7.Novembers ist, daß es von da an unverhältnismäßig schwer für Kate Bush sein wird, diese Platte noch einmal ein kleines bißchen anders abzumischen, einzelne Wörter in den Liedtexten zu verändern, Gesangs-Passagen frisch einzusingen oder sonstwie zu verhindern, daß fremde Leute ihre Musik hören. Eine Künstlerin des Verschwindens wird wieder sichtbar, was bei aller Freude auch ein wenig weh tun muß, und um die Tragweite ganz zu verstehen, muß man das nur mit anderen möglichen Nachrichten vergleichen: „Ryan Adams/Paul Weller/ Howe Gelb hat eine neue Platte.“ Genau, hier kann kein Vergleich drastisch genug sein.

Das paßt zu ihr. Kate Bush, die vom ersten Lied an eine Verkörperung der geisterhaften Catherine aus Emily Brontes „Wuthering Heights“-Roman zu sein schien, die als weichgezeichnete, zwitschernde Elfe durch die Geschichte tanzte, als kleine Schmollmund-Sünde im dünnen Hemd, die einen völlig neuen, offensiv weiblichen Künstlerinnen-Typ vorstellte und für den radikalsten Märchenbuch-Prog-Pop verantwortlich war, der je in einer von Menschenhand gemachten Hitparade auftauchte. Das Überraschendste an Kate Bushs Rückkehr ist jedoch, daß sie für diejenigen gar nicht so überraschend kommt, die ihr popkulturelles Frühwarnsystem auf sehr empfindlich gestellt haben. Könnte Zufall sein, oder eines der „Strange Phenomena“, über die sie auf dem ersten Album 1978 gesungen hat. Es ist nämlich nur ein Dreivierteljahr her, daß die englische Band The Futureheads mit ihrer Version von „Hounds Of Love“ auf Platz acht in die britischen Charts einstieg, das erste Mal seit 20 Jahren, daß ein Kate-Bush-Lied irgendwo in den Top Ten stand. Zur selben Zeit veröffentlichte die große Mode-Zeitschrift „i-D“ eine Bilderserie der Schweizer Künstlerin Sandrine Pelletier, basierend auf klassischen Bush-Posen. Der englische Designer Greg Myler baute eine komplette Schau in Mailand auf die berühmten Kostümen auf, unter Techno-DJs kam ein Bootleg-Remix von „Running Up That Hill“ in Mode, und ein im Herbst 2004 erschienenes Buch des Pop-Journalisten John Mendelssohn wurde in affinen Kreisen zum Gesprächsthema: „Waiting For Kate Bush“, ein Roman über einen verrückten Fan, der nur deshalb vom Selbstmord absieht, weil er die jahrelang herbeigesehnte Platte nicht leichtfertig verpassen will. Es lag also etwas in der Luft. An den unbestätigten Gerüchten, daß das Album endlich fertig sei, kann es kaum gelegen haben, denn die gab es ständig. Immer wieder hatten sich geschwätzige Session-Musiker gerühmt, sie hätten hier und da für Kate Bush auf eine Bongo-Trommel gehauen – Hinweise? Als die Künstlerin im Oktober 2001 in London den Songwriter-Award des „Q“-Magazins bekam, erwähnte sie in der Dankesrede, die Arbeit ginge voran. Drei Monate später kam sie sogar als Special Guest ihres Entdeckers David Gilmour auf die Bühne, sang das Pink Floyd-Stück „Comfortably Numb“ (streng mathematisch: erster öffentlicher Live-Gesang seit 15 Jahren), aber auch das ist alles schon wieder lange, lange her. „Aerial“ ist jetzt nicht nur die unglaubliche Fortsetzung einer Künstler-Vita, auf die das Wort Karriere schon gar nicht mehr paßt, sondern auch die mögliche Antwort auf die Frage, die so viele interessiert: Was, um alles in der Welt, hat Kate Bush die ganze Zeit gemacht?

Wer die Spannung bis zum Ende behalten will, soll den nächsten Absatz bitte überspringen.

Was Kate Bush die ganze Zeit gemacht hat? Wir konnten es beim besten Willen nicht herauskriegen.

1993, als nach gut drei Jahren Studio-Arbeit „The Red Shoes“ herausgekommen war, hatte Kate Bush dem „Guardian“ gesagt: „Lächerlich, oder? Daß es so lange gedauert hat, diese Lieder zu machen, ist doch bescheuert Es sind doch nur Lieder, keine Kathedralen oder sonstwas.“

Die ersten Worte, die sie im Jahr 2005, mit 47, im Interview zu Aerial“ sagt, am Telefon in London, noch bevor eine echte Frage gestellt wird: „Ich bin einfach nur unheimlich froh, daß das Ding endlich fertig ist. In den letzten Jahren war ich mir oft nicht sicher, ob ich das jemals schaffen würde. Daß ich tatsächlich so weit gekommen bin und mich jetzt anderen Dingen widmen kann, ist phantastisch.“

Die Künstlerin, die in Abgeschiedenheit um Ideen und Perfektion ringt, auf der anderen Seite die Bewunderer, die jahrelang selbstvergessen warten, die Wartezeit in Tagebüchern dokumentieren und jedem kleinen Lebenszeichen irre Bedeutung zumessen – der Topos ist bei Kate Bush seit den frühen 80ern ein Standard. Schon die zwei Jahre zwischen dem zweiten und dem dritten Album wurden damals als großes Verschwinden interpretiert. Eine ermüdende Diskussion, denn die Klausur-Jahre bedeuteten selbst nichts, verweisen höchstens auf die pauschale Tatsache, daß sie seit dem Album „Never For Ever“ von 1980 alles Künstlerische selbst entscheiden darf, daß die Firma EMI ihr die unbegrenzte Arbeits- und Rumspiel-Zeit zugesteht, die traditionell nur große Rockbands zum langwierigen Austragen musikalischer Differenzen und Drogenabhängigkeiten bekamen. Kate Bush hat oft gesagt, wie sehr es ihr gestunken habe, als man ihr im Teenager-Teil ihrer Karriere Produzenten und Session-Musiker vors Klavier gesetzt hatte.

Dabei waren die vergangenen zwölf Jahre, von denen mutmaßlich sechs Jahre tatsächlich an der neuen Platte gearbeitet wurde, erste Anzeichen einer echten privaten Biographie. Sie habe nach dem „Red Shoes“-Album einen Nervenzusammenbruch gehabt und sich erholen müssen, sagen seriöse Gerüchte. Als es Peter Gabriel 2000 im Fernsehen herausrutschte, daß Bush mit ihrem Gitarristen Dan Mclntosh einen Sohn habe, war der kleine Bertie schon anderthalb. Eine gute, verantwortungsvolle Mutter zu sein, das sei ihr momentan am wichtigsten, sagte sie in einem raren Interview. Das Wort Gartenarbeit fiel. Wenn das nicht gleich so chauvinistisch klänge, könnte man sagen: Sie wurde die singende Hausfrau.

Und dann, am 21. September 2005, als die Webmaster der vielen Fanpages Nachtschichten einlegen mußten, um die tückische, völlig ungewohnte News-Flut zu beherrschen, die Premiere in der Ken-Bruce-Show auf BBC 2: „King Of The Mountain“, die Single. Abgehoben und erdverbunden, Klangwolken, altes Schlagzeug, Reggae-Gitarre, ihre Stimme wieder so, als ob eine mütterliche Fee dem Träumer ins Ohr flüstert, ein Lied über Elvis und den Rosebud-Schlitten aus „Citizen Kane“, und eine Refrainzeile, die so Bush ist wie überhaupt nur möglich: „The wind is whistling through the house“. Wo waren all die Jahre? „Das größte Comeback seit Lazarus“, schrieb die Boulevardzeitung „The Sun“. Wenn das mal nicht spöttisch war.

Hat Kate Bush denn je daran gedacht, einfach gar keine Platte mehr zu machen? Längere Stille in der Telefboleitung. „Nein. Nein, daran habe ich, soweit ich mich erinnere, seit meiner ersten Platte kein einziges Mal gedacht. Aber wer weiß? Vielleicht komme ich irgendwann an den Punkt, an dem ich nichts mehr zu sagen habe. Im Moment allerdings habe ich so viel zu sagen, daß ich es kaum erwarten kann, mit der nächsten Platte anzufangen. Für die nächste brauche ich nur drei Wochen, warten Sie’s ab.“ Huch. Kate Bush lacht, denn das war ein Witz.

Sie redet ja selten genug mit Leuten, die weder Freunde noch Geschäftspartner sind. Mit Reportern spricht Kate Bush schon seit den späten 80ern demonstrativ nur über Musik, nicht über Privates oder allgemein Unwichtiges – schwierig, denn zur selben Zeit gab sie die Devise aus, daß vor der Veröffentlichung niemand die besagte Musik bekommen solle, auch nicht die Journalisten, die mit ihr darüber reden sollten. Textblätter, bei kurzen Vorspiel-Sessions ausgeteilt, wurden hinterher wieder eingesammelt, und in den anschließenden Interviews war Kate Bush leicht bis ziemlich maulfaul Über die Musik wollte sie eigentlich auch nichts sagen.

Umso überraschender: das ausgesprochen unkomplizierte „Aerial“-Gespräch. Kein Manager, der Verhaltensregeln gibt, Kate Bush ist gleich selbst am Apparat, spricht so, wie sie singt Fragt, ob Papst Johannes Paul wohl jemals in Wales einen Cream Tea genossen habe und ob der Klettverschluß nicht eine geniale Erfindung sei. Wer ist denn die „Mrs. Bartolozzi“, von der ein „Aerial“-Song handelt? „Oh, das geht jetzt aber ein bißchen zu sehr ins Detail.“ Wenn sie nichts Näheres sagen will, beantwortet sie Fragen mit einem kurzen, nachdrücklichen „Yes!“, wie die freundliche Englischlehrerin, die einen dafür loben will, daß man beim Vokabeltest richtig geraten hat.

Ms. Bush, ein bißchen was müssen Sie uns aber schon verraten über die Platte. Ich stecke da in einem Zwiespalt. Auf der einen Seite habe ich so lange daran gearbeitet und will natürlich, daß die Leute das überhaupt mitbekommen. Andererseits finde ich die Vorstellung schrecklich, daß ich die Platte im voraus detailliert erkläre und alle schon ein festes Bild im Kopf haben, bevor sie die Musik hören. Daß ich die Überraschung verderbe, die man erlebt, wenn Musik sich nach und nach entfaltet. Agatha Christie hätte es auch nicht gefallen, wenn im Internet schon gestanden hätte, wer der Mörder ist, bevor irgendwer das Buch gelesen hat.

Sie wissen ja, daß Ihre Fans besonders leidenschaftlich sind, daß sie auch in den stillen Jahren Fanzines und Internet-Seiten vollgeschrieben haben.

Ja, selbstverständlich bekomme ich das mit Das freut mich, aber ich würde mich niemals hinsetzen und das lesen. Ich hätte gar nicht die Zeit. Sie wissen, wie lange ich für meine Musik brauche.

Wieviele Stücke haben Sie in den zwölf Jahren denn vollendet?

Das kann ich schlecht sagen. Viele habe ich angefangen und nie fertiggeschrieben. Und alle fertigen Lieder, die ich gut fand, sind auch auf der Platte.

1993, nach „The Red Shoes“, gab es sogar kurz das Gerücht, Sie wollten wieder auf Tournee gehen.

Nein, das stand nie zur Debatte. Meine einzige Tournee habe ich 1979 gemacht, da waren Sie sicher noch nicht mal auf der Welt (lacht). Viele glauben, das habe mir keinen Spaß gemacht und ich sei deshalb nie mehr losgegangen, aber das stimmt nicht Mich zieht es einfach immer so tief in die Plattenaufnahmen hinein. Die sind so zeitaufwendig, und wenn ich irgendwann fettig bin, will ich lieber etwas Neues anpacken, als dieselbe Musik noch einmal live zu reproduzieren.

Auch viele Ihrer Fans können sich kaum vorstellen, was an den Plattenaufnahmen so lange dauert.

Früher war es so, daß ich nach der Veröffentlichung einer Platte mehr oder weniger sofort mit der nächsten angefangen habe. Doch nach der letzten war ich so erschöpft, daß ich einfach eine Pause machen und andere Sachen tun wollte. Und das habe ich dann auch. Wir alle sind heutzutage doch ständig so schwer beschäftigt. Man muß aufpassen, daß man vor lauter Arbeit nicht zu kurzsichtig wird, um neue Ideen in sein Leben zu lassen. So läuft der kreative Prozeß doch: Man hat eine Idee, und man muß ihr Zeit lassen, bis sich daraus etwas entwickelt. Wie ein Same, aus dem irgendwann ein wunderbarer Kastanienbaum wächst Und Sie haben die ganzen Jahre über einen laufenden Vertrag bei der EMI gehabt?

Yes.

Redlichen Millionären würde man es ja verzeihen, wenn sie mal eine Zeit lang auf der faulen Haut liegen. Kate Bushs Vermögen ist von britischen Zeitungen auf 30 Millionen Pfund geschätzt worden, sie wohnt mit Partner Mclntosh und Klein-Bertie auf einem Anwesen in der Nähe von Reading, mit mehreren Häusern, einem Bach mit Mühlrad und einer Garagenzeile, die zum Tonstudio umgebaut wurde. Was hinter automatischen Toren passiert, ist Yellow-Press-Stoff und interessiert keinen, aber Kate Bush macht, beim edelsten Willen, neugierig. 16 „Aerial“-Lieder (von denen drei nur kurze Interludes sind) in zwölf Jahren, und trotzdem so vollbeschäftigt, daß sie nicht mal dazu kommt, ihre E-Mails zu lesen?

„Der Entscheidungsprozeß bei Pop-Produktionen ist ziemlich langwierig“, sagt Eberhard Webet; der als Jazz-Bassist die Dinge eher spontan aufs Tonband hämmert, seit „The Dreaming“ von 1982 auch bei jeder Bush-Platte dabei war und sich einen wunderbar fremden Blick auf „die Popleute“ bewahrt hat „Es gibt 48 Spuren, die werden alle gnadenlos vollgespielt, und was genommen wird, entscheiden sie beim Abmischen. Bei Kate Bush ist mir immer aufgefallen, daß am Schluß noch eine Unmenge dazukam. Ich bin geneigt zu sagen: manchmal ein bißchen zu viel.“ Meist hatte Kate Bush ihm vorab ein Stück geschickt, dann flog Weber nach England, spielte die Baßlinie, wurde oft für weitere Lieder dabehalten, privat und herzlich untergebracht in Bushs Wohngemeinschaften. Anderen Musikern ist er im Studio nie begegnet Und wenn er die fertige Platte bekam, „dann las ich zwar in den Credits, daß ich da mitgespielt habe, aber ich habe manchmal nichts wiedererkannt“.

Für „Aerial“ war Weber zweimal in London. Drei Jahre sei das her, schätzt er, und er habe sich zwischendurch schon gewundert Endlich wollte er Bush anrufen und nachfragen, da las er im Hotel in Wien zufällig im Videotext, daß die Platte einen Titel und ein festes Datum hatte.

„Sie ist eine musikalisch absolut inspirierte Frau“, sagt Weber. „Bei unseren Begegnungen hab ich oft rausgehört, daß sie nicht immer damit einverstanden war, was die Plattenfirma von ihr wollte, weil ihr die Musik wichtiger ist als der Kommerz. Eine ganz normale, sympathische Frau, wunderbar herzlich. Und immer teetrinkend. Jede Stunde gibt’s Tee, den 17-Uhr-,18-Uhr-,19-Uhr-Tee. Diese Hexe, die da früher auf dem Bildschirm rumtanzte, die war sie für mich nie.“

In einer vorteilhaften Beziehung erinnert „Aerial“ trotzdem an alte Zeiten: Es ist Kate Bushs beste Musik seit dem berühmten „Hounds Of Love“-Album, und es wird alle zurück auf die höchste Palme im Dschungel treiben, die geglaubt hatten, sie hätte mit unhandlich ambitiornierten, mystischen Song-Zyklen und esoterischer Naturlyrik abgeschlossen: Die erste CD besteht aus Liedern über Persönlichkeiten – Elvis (King Of The Mountain“, das schon neun Jahre alt ist), Sohn Bertie (als akustischer Renaissance-Tanz), den Entdecker der Zahl Pi und andere; CD zwei ist ein Konzeptwerk, in dem es offenbar um das Verhältnis zwischen Kunst und Natur geht Kate Bush singt mit den Vögeln und duettiert mit dem Entertainer Rolf Harris, der leicht prätentiös den Charakter des Malers spielt und von Bush gefragt wurde, weil er selbst Maler ist. Vom zweiteiligen Aufbau und vom transparenten, jedes Synthesizer-Zeitgefühl verwirrenden Klang her erinnert alles sehr an ihr Meisterwerk von 1985 – Absicht „Ich wollte ein größeres „Hounds Of Love‘ machen. Wenn das die Jagdhunde waren, sind das hier die Deutschen Doggen. Meine ,Great Danes Of Love‘.“ Über Konzepte zu reden, könnte interessant sein, denn Bush hat wenigstens welche, „Aerial“ habe damit zu tun, wie die Vögel Gesang als Sprache einsetzen. Alles? Yes.

Am Rande: Kate Bushs achtes Album in 27 Jahren ist das erste, auf dessen Cover sie nicht zu sehen ist (die Füße auf „Red Shoes“ waren tatsächlich ihre). Die Verschwinderin, die Wiederauftaucherin, die am liebsten in Luft aufgehen würde – man muß ihrer Musik doch nur ein einziges Mal ernsthaft zuhören, um zu merken, daß das Buschwindröschen-Bild ein Boulevard-Klischee über ihr Privatleben ist, aber mit der Kunst nichts zu tun hat Es gibt wenige Popsängerinnen, die sich so deutlich zu erkennen geben, die klarmachen, daß sie hier bitteschön die Erzählerinnen sind. Bush gilt als schrullig, weil sie immer so lange braucht, aber man kann das anders sehen: als starke Geste, als kreativen Machtanspruch.

„Was hätten die Leute tun können? Sie hätten sagen können: Werd mal fertig!, aber das bringt nichts. Natürlich sehe ich es als großes Glück, so viel Freiheit zu haben, aber ich habe auch sehr hart gearbeitet. Sehr hart. Unsere Welt ist so voll von Sachen, die niemand braucht – es ist richtig, richtig schwer, vor diesem Hintergrund Kunst zu machen, die auch nur im entferntesten interessant ist. Das ist der Unterschied zwischen einem Autoren und einem Kopiergerät. Viele Leute kennen den nicht“

Bevor Kate Bush auflegt, muß eine viel zu private Frage sein, denn man weiß nicht, in wievielen Lichtjahren die Gelegenheit zurückkommt. Singt Sie unter der Dusche? „Nein“, sagt Kate Bush. Ich muß meinen Gesang bei der Arbeit lang genug ertragen.“ Die Berg-Königin, auf der Sturmhöhe geboren. Man hört sie von weitem.

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