Alternativen

Wie oft hat man sich nicht schon über dämliche Statements von Politikern, Kommentatoren und sonstwie betroffenen Bürgern geärgert, die zu jeder Gelegenheit durch den Äther geistern? SCREW RADIO ist ein Projekt von Greg Ginn, Andy Batwinas und Poindexter Stewart. Letzterer hat in mühsamer Kleinarbeit Redefetzen von Hillary Clinton, Ted Kennedy, irren Priestern und anderen Eiferern aus dem Zusammenhang gerissen, im Sampler abgespeichert – und schickt sie auf „Talk Radio Violence“(SST/RTD) vor durchbretterndem Punk-Techno-Background auf die Recycling-Reise. 55 Minuten Medien-Dauerfeuer, das man besser in kleinen Dosen genießen sollte. 3,0

Don’t Like You“ ist schon der vierte Longplayer, der notorisch mißlang, von CHEATER SLICKS. Nomen est omen: Wie im Falle der Vorgänger wird auch dieser wunderbare Trash-Rock-Epos den Ohren weniger Maniacs vorbehalten bleiben. Der unverschnittene Haß-Blues des (baßlosen) Trios ist für den Rest der Welt einfach zu bösartig. Produziert hat John Spenzer (Boss Hog, Blues Explosion), doch bei diesem Job dürfte selbst eine Kapazität wie er eine Menge dazugelernt haben (Naptime). 3,5

„Bring Me The Head Of Jon Spencer“ – so betitelten JACK O‘ FIRE einst ihre Debüt-EP, denn als echte Texaner lassen sie sich von einem New Yorker Würstchen gar nichts erzählen., Jteware The Souless Coll“ (Fire Engine) ist außerdem eine Ohrfeige für alle, die Blues mit Künsdern wie Eric Clapton in Verbindung bringen: Hier scheppert der gesamte Schrottplatz im Rhythmus. Die Gitarre hält sich gewohnt cool im Hintergrund, aber Walter Daniels läßt sein Blues-Harp auch diesmal wieder heulen wie kein zweiter on earth. 3,5

FATS THOMPSON ist keineswegs ein fettleibiger Solist, sondern der Projektname, unter dem Songwriter Paul Dagarin diverse Neuseeland-Musiker um sich versammelt hat, um aus den engen Band-Formaten und Song-Strukturen auszubrechen. Die gleichnamige CD (Raffmond/RTD) versammelt 18 Tracks aus drei Jahren: fragile Song-Skizzen, deren Reiz im vorsichtigen Zusammenspiel und in der Unwiederbringlichkeit des Moments liegt. 3,0

Gleiches gilt für SIMON JOYNER: Zwar läßt der Mann aus Omaha, Nebraska, wenige Begleiter in seine Wohnstube, aber von durchgängigen Rhythmen und gut abgehangenen Akkordfolgen will auch er nichts wissen. Wer Palace Music, die frühen Smog und Lou Barlow liebt, der darf nun mit „Heaven’s Gate“ (Brinkmann/EFA) ein neues Juwel entdecken. 3,5

Auf den bislang erschienenen Alben von den MOUNTAIN COATS waren

stets fünf Mitglieder aufgelistet – zu hören war aber meist nur Band-Chef John Darnielle allein. Heute liest man nur noch zwei Namen, dafür ist Begleiterin Rachel (Baß, Gesang) auch akustisch wahrzunehmen. Ob es an ihr oder am skandinavischen Nordlicht lag, daß er die neuen Songs von „Sweden“ (Naptime) nicht mehr ganz so halsbrecherisch ins Mikro schmettert? Seine Fähigkeit, herzerfüllte Wegwerf-Songs im Campfire-Sound gleich serienweise aus dem Ärmel zu schütteln, bleibt allerdings ungeschlagen. 3,5

Nach zwölfjähriger Band-Geschichte klingen THE DEAD MILKMEN noch so frisch, daß man glauben möchte, mit „Stoney’s Extra Stout Pig“ (IRS) ihr Abschieds-Album in den Händen zu halten. Ihren leicht satirischen College-Rock-Stil haben sie über die Jahre beibehalten, und in der Welt von Green Day und Pearl Jam wirken ihre Songs so lustig, schlau und unterhaltsam wie Dead Kennedys light. 3,5

Kuriosum: Die poppigsten Melodien, wie eben aus dem Jungbrunnen gehüpft -THE INBREDS haben alles. Nur eins nicht: Gitarren. Aber keine Sorge, denn es fällt nicht auf: Beim Probehören von „Kombinator“ (RTD) tippen alle anwesenden Experten sofort auf die Meat Puppets oder Built To Spill 3,5

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates